1–2/2022 Woher kommt der Wein?

Österreich ist ein Weinland – am internationalen Markt zwar von relativ geringer Bedeutung, wenn man es mit anderen Weingroßmächten wie Italien, Frankreich, Spanien oder den USA vergleicht, die jeweils etwa zehn bis zwanzig Mal so viel produzieren. Doch im Land selbst ist diese Tatsache nicht nur kulturell und gastronomisch, sondern auch räumlich, in der Landschaft, wahrzunehmen – der Weinbau formte Kulturlandschaften, von der Wachau über das Weinviertel bis zur Südsteiermark. Immerhin gibt es in Österreich 27 Weinbaugebiete, 458 Weinbaugemeinden (das sind etwa 22 Prozent aller Gemeinden) und 4.343 Einzellagen, so genannte „Rieden“. Das macht in Summe etwa 45.000 Hektar und mehr als 40 Rebsorten aus. Ein Team rund um Geografen der Universität Wien hat im vergangenen Jahr den angeblich weltweit ersten digitalen Wein-Herkunftsatlas für ein gesamtes Land veröffentlicht, an dem drei Jahre lang gearbeitet wurde – jedenfalls in dieser Genauigkeit scheint das wohl wahr und das Angebot somit einzigartig zu sein.

Selbst für Vorarlberg, Tirol und andere westliche Bundesländer, in denen keine Rieden definiert sind, kann man einige kleine Weingärten finden, etwa in Röthis, Silz oder Feldkirchen. Die Karte enthält alle Ebenen der Gebietsdefinition, von der Weinbauregion über das Weinbaugebiet, die Großlage und Gemeinde bis zur Ried. Zu jeder Lage gibt es Informationen zur jeweiligen Gemeinde, zu Größe, Seehöhe, Neigung und Himmelsrichtung des Hangs sowie zum Klima (Lufttemperatur, Niederschlag und Sonnenstunden in den vier Jahreszeiten), die Klimadaten werden auch aufbereitet in Jahresdiagrammen angeboten. Die meisten Rieden sind auch weiterführend beschrieben, und alle sind im Detail dargestellt, bis zu einem Maßstab von etwa 1:5.000 hinunter und, in der höchsten Auflösung, hinterlegt mit Satellitenfotos. Aktuell bepflanzte und unbepflanzte Rieden werden durch die Farbgebung unterschieden. Man kann also zu jeder Lage feststellen, wie dort die klimatischen und geografischen Bedingungen sind. Noch ist das Angebot nicht so umfassend, wie es sinnvollerweise sein könnte: Ein Update mit Aussagen über Rebsorten in den einzelnen Rieden und über Winzer und Weine aus der jeweiligen Herkunft ist für 2022 angekündigt, dann ist die Information wirklich opulent. Regelmäßige Aktualisierungen der Daten sind vorgesehen.

riedenkarten.at