4/2022 Wo ist der Jet?

Vor einigen Wochen machte eine Art Robin-Hood-Geschichte aus der Twitter-Welt die Runde: Ein 19-Jähriger amerikanischer College-Student veröffentlichte einen ganz besonderen Service unter dem Titel „Elon Musk’s Jet“: Dieser Twitter-Account publiziert regelmäßig die Bewegungen des Privatjets des Eigentümers von Tesla, der einer der reichsten Menschen der Welt ist. Musk war natürlich nicht amüsiert, er schrieb an den Urheber dieses Angebots, dass der Account für Musk ein Sicherheitsrisiko sei und bat ihn, es zu beenden. Musk bot 5.000 Dollar dafür, aber das war zuwenig, der Twitter-Bot existiert nach wie vor. Grundsätzlich ist Jack Sweeney, der Schöpfer von „Elon Musk’s Jet“, im Recht: Er verwendet öffentlich zugängliche Daten von ADS-B, eines international vereinbarten Flugsicherungsmechanismus. Die meisten Flugzeuge, die heute unterwegs sind, müssen das System anwenden, damit ihre Position im Notfall jederzeit bekannt ist. Sweeney führt etliche Accounts über die Jets berühmter Persönlichkeiten, darunter Oprah Winfrey, Jeff Bezos und Bill Gates, aber auch über Flugzeuge der NASA und der Air Force. Er wollte 50.000 Dollar für das Ende von ElonJet, doch die hat er offensichtlich nicht bekommen. Natürlich ist die Sache nicht ganz so einfach, wie sie klingt: Die Flugzeugdaten von bekannten Persönlichkeiten werden in ADS-B anonymisiert, aber scheinen trotzdem auf – und durch ein bisschen Datenanalyse können sie ihren Eigentümern zugeordnet werden. Das dafür nötige Wissen hat nicht jeder, aber Sweeneys Vater arbeitet in der Luftfahrtindustrie und ist wohl die Quelle seines technischen Know-hows. Und dieses Wissen setzt er nun auch im Zusammenhang mit den Wirtschaftssanktionen gegen Russland wegen des Ukrainekriegs ein: Sweeney programmierte einen Bot namens RUOligarchJets, der es erlaubt, die Flugzeuge reicher russischer Oligarchen live zu verfolgen. Und er veröffentlichte einen weiteren Account namens RussiaYachts, der das gleiche für die riesigen Jachten von Putin, Abramovich und Co. tut. Das ist nicht zuletzt deshalb prekär, weil einige dieser Schiffe von der Beschlagnahme bedroht sind und nun für alle offenbar gemacht ist, wo sie sich jeweils gerade befinden. Und die russischen Oligarchen sind offensichtlich sogar noch interessanter als Musk: ElonJet hat knapp unter 400.000 Follower, die Oligarchenjets haben bereits fast 410.000, obwohl es diesen Account erst seit einigen Tagen gibt.

twitter.com/ElonJet
twitter.com/RUOligarchJets
twitter.com/RussiaYachts