9/2007 Wissenschaft und Nutzungsrechte

Bereits seit vielen Jahren tobt der Kampf um Urheberrechte im digitalen Zeitalter. Ein spezieller Fall ist die Frage der Nutzungs- und Zugangsrechte zu wissenschaftlicher Information. Diesbezüglich hat das US-amerikanische Repräsentantenhaus im Juli dieses Jahres eine beispielhafte Entscheidung getroffen. Die Umsatzrenditen der wenigen Wissenschaftsverlage, die sich diesen Markt teilen, liegen bei bis zu 40 Prozent. Kein Wunder, schließlich wird die bei ihnen dokumentierte Forschungsarbeit zu einem großen Teil von der öffentlichen Hand und Universitäten finanziert, das Reviewing der Beiträge erledigen Wissenschaftler kostenlos und in ihrer öffentlich finanzierten Arbeitszeit, und der Markt, großteils wissenschaftliche Bibliotheken, ist fast wettbewerbsfrei. Gleichzeitig stiegen in den letzten Jahren die Abonnementpreise für diese Bibliotheken exorbitant an – teilweise verdoppelten sich die diesbezüglichen Kosten innerhalb von zehn Jahren. Selbstverständlich sind auch diese Kosten wieder öffentlich finanziert. Nun entschied das Repräsentantenhaus, dass die staatliche Gesundheitsbehörde National Institute of Health verpflichtet ist, Forschungsarbeiten, die ganz oder teilweise öffentlich finanziert wurden, spätestens zwölf Monate nach ihrer Veröffentlichung kostenlos im Web zugänglich zu machen – leider bisher nur für den Bereich Medizin und Biologie. Mit ein Grund dafür ist wohl auch, dass viele der größten Verlage in diesem Business nicht amerikanische, sondern europäische Unternehmen sind. Vorbild und positives Beispiel für die Regelung ist die Human Genome Database, die frei zugänglich ist. Die britische private Forschungsstiftung Wellcome Trust verlangt bereits seit zwei Jahren von den Förderempfängern, dass die von ihr finanzierten Arbeiten frei zugänglich gemacht werden. Der Druck in diese Richtung zeigt auch Wirkung bei den Verlagen. Der Springer-Verlag bietet mittlerweile die Möglichkeit, gegen eine Einmalzahlung von 3000 Dollar Artikel frei zugänglich zu machen und, alternativ, Arbeiten überhaupt unter einer Creative-Commons-Lizenz zu publizieren. Und die renommierte wissenschaftliche Zeitschrift Nature startete kürzlich die freie Wissenschaftsplattform „Nature Precedings“, auf der frühe Forschungsergebnisse kostenlos zur Verfügung gestellt werden können. Die wichtigste österreichische Förderinstitution in dem Bereich, der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), unterzeichnete zwar die „Berlin Declaration“ für Open Access, verpflichtet ihre Förderempfänger aber bisher noch nicht zu Open-Access-Publikationen.

www.gdb.org

www.springer.com/dal/home/open+choice
precedings.nature.com
www.fwf.ac.at/de/public_relations/oai