11/2011 Websites von Architekten

Website-Design und Architekturbüros – das ist ein altes und problematisches Thema. Aus irgendeinem Grund scheinen viele Architekten von aufwändiger, unfunktionaler und störender Gestaltung im Web angezogen zu werden, auch wenn es – natürlich – durchaus etliche positive Ausnahmen gibt. Das ist insbesondere auch deshalb erstaunlich, weil es in der Frühzeit des Web Mitte der 1990er Jahre viele Architekten waren, die sich besonders bald und besonders intensiv mit dem World-Wide Web und seinen Möglichkeiten beschäftigten, und die auch sehr früh selbst präsent waren. Einige Architekten versuchten damals, die Informationsstrukturen des Web für „architektonische“ Zwecke zu nützen, also als Raummetapher. Doch irgendwann nahm die Architektur den Weg zur Oberfläche: Umfangreiche Intros, die Nutzer möglichst lange von der gewünschten Information abhalten; extensive Flashnutzung, die es unmöglich macht, Inhalte zu durchsuchen und zu verwenden; langatmige Animationen ohne Gebrauchswert; und Kontrollübernahme durch die Websites, beispielsweise mittels Pop-up-Fenstern und erzwungenen Fenstergrößen. Natürlich ist Multimedia im Web, insbesondere heute, zur Zeit von Flickr, Youtube und Social Media, ein wichtiges Thema. Doch sollte die Kontrolle über den Medienkonsum bei den Webbesuchern bleiben und nicht vom Webangebot übernommen werden. Obwohl die traurige Zeit der Webintros eigentlich die 1990er Jahre waren und Derartiges heute somit Vergangenheit sein sollte, gibt es gerade auch bei Architekten-Websites nach wie vor einleitende Animationen, die Nutzer von der gewünschten Information abhalten – und somit den Erfolg einer Website verhindern. Ein Architekturbüro, das sich über mehr als 15 Jahre dem Web komplett verschlossen hatte, ist das von Herzog und de Meuron. Bis in den Sommer 2011 besaß das Unternehmen der beiden Schweizer Stararchitekten gar keine Website. Das nun bestehende Webangebot ist am Stand der Technik, verwendet Bild und Video, allerdings durch die Besucher kontrollierbar; es bietet die erwartbare Schweizer Strenge und Konzeptionalität, die allerdings den Informationszugang nicht behindert, sondern gesteuert werden kann; und es besitzt eine Suchfunktion und eine überaus übersichtliche Struktur. Was fehlt, ist Social Media. Aber ob Derartiges überhaupt sinnvoll ist auf einer Architekturbüro-Website, ist eine offene Frage.

www.herzogdemeuron.com