10/2005 Web 2.0

Eine Reihe aktueller Entwicklungen im World-Wide Web, die die Struktur und Nutzung des Internet grundsätzlich ändern sollen, werden heute unter dem Begriff „Web 2.0“ zusammengefasst – nicht zu verwechseln mit Internet2, bei dem es sich um eine Initiative zur Verbesserung der rein technischen Netzinfrastruktur handelt. Im Gegensatz zum ersten Web, das aus einer Sammlung von voneinander unabhängigen, relativ statischen Websites bestand, ist das Web 2.0 ist eine riesige Plattform von Rechnern, die Benützern Web-Anwendungen zur Verfügung stellt. Wesentlich ist dabei nicht nur der technische Aspekt, sondern vor allem auch die Tatsache, dass das WWW als Basis für soziale Netzwerke verstanden wird. Eine Zwischenstufe wird als Web 1.5 bezeichnet, die Phase, in der Websites dynamisch wurden und ihr Inhalt aus Datenbanken in Echtzeit entstand – allerdings war es bis zu dieser Zeit grundlegend, dass das Internet vor allem eine schöne bunte Welt voller Bilder und Animationen sein sollte, um Nutzer anzuziehen und somit Werbeflächen verkaufen zu können. Doch schon die Suchmaschine Google macht heute enorme Werbegewinne mit einer Oberfläche, die sehr reduziert ist und ohne grafische Effekte auskommt. Das Web 2.0 kommt zu seinen Benützern nicht durch schönen Schein, sondern durch brauchbare Anwendungen. Grundlegende Eigenschaften dieses neuen WWW sind die „Architektur der Partizipation“ (wofür etwa open source und Wikipedia stehen) und Innovation durch die Verbindung von verteilten, bereits vorhandenen Funktionen. Grundlegende Technologien sind etwa Datenverteilung mit RSS (Really Simple Syndication), Weblogs und Podcasts. Websites werden nicht mehr als abgeschlossene Einheiten verstanden, sondern es geht darum, Daten möglichst einfach hinein und heraus zu bekommen, und die Anwendungen sind ausschließlich webbasiert, ohne Software, die man am eigenen Rechner installieren muss. Basis des Web 2.0 sind social networks: Im Unterschied zu Teilen des früheren Internet ist dieses Web keine Parallelwelt mehr, in der man sich hinter ausgedachten Identitäten versteckt, sondern die Kontakte im Web werden Teil des gewöhnlichen Lebens. Andererseits bestehen die Angebote nicht mehr nur aus virtuellen Versionen real vorhandener Strukturen wie Auktionshäuser oder Versandhändler, sondern besitzen keine reale Entsprechung mehr, an der man sich orientieren kann: ob Social Bookmarking oder Blogs, Podcasts oder RSS Feeds, all diese Anwendungen sind in den Alltag integriert, aber ohne das Web als Plattform einfach nicht vorstellbar.