4/2010 TED

Die berühmten TED-Konferenzen wurden von dem Architekten und Grafiker Richard Saul Wurman gestartet, der als Erfinder des Begriffs „Informationsarchitekt“ gilt. TED bedeutet Technology, Entertainment, Design, die Konferenzen finden seit 1990 jährlich in Monterey, Kalifornien, bzw. seit 2009 in Long Beach statt und „gehören“ der Sapling Foundation. Bei jedem Event können etwa 1.000 Personen teilnehmen, die allerdings nicht einfach die Karten um 6.000 Dollar kaufen können, sondern sich darum bewerben müssen. Das TED-Motto ist „ideas worth spreading“, und dem entsprechend ist zwar die Teilnahme bei den Konferenzen recht exklusiv, gleichzeitig werden aber deren Inhalte, die TED Talks, via Internet breit zugänglich gemacht. Mittlerweile sind über 600 der Vorträge frei unter einer Creative-Commons-Lizenz verfügbar, meist 18 Minuten lang. Seit vergangenem Jahr werden die Vorträge übersetzt (TED Open Translation Project), mittlerweile gibt es über 5000 Übersetzungen in 70 Sprachen, die als Untertitel zu den online-Vorträgen angeboten werden. So spricht etwa Nicholas Negroponte 2006 über sein One-Laptop-per-Child-Projekt und Yves Behar 2008 über den Laptop, den er für dieses Projekt designt hat. Jamie Oliver sprach 2010 erstmals darüber, was man jedem Kind über das Essen beibringen sollte. Der Mitbegründer des Whole Earth Catalog und Architekturtheoretiker Stewart Brand erklärte 2006 in nur drei Minuten den Urbanisierungsprozess, den stetigen Zuzug in informelle Siedlungen in Riesenstädten und was gut daran ist. Der Architekt Magnus Larsson erklärte 2009, wie er mittels Bakterien und Sand die Sahara beleben will, und der schwedische Gesundheitsforscher Hans Rosling sprach bereits fünf Mal bei TED, weil seine Datenvisualisierungen zu Armut und Entwicklung so eindrucksvoll sind. Die Wissenschaftsjournalistin Mary Roach erläuterte 2009 „10 things you didn’t know about orgasm“, und Höhepunkt war ohne Zweifel der Free-Culture-Protagonist Lawrence Lessig 2007 mit seinem Vortrag über Gesetze, die Kreativität verhindern – mit einer Gesangseinlage von Jesus persönlich („I will survive“). Seit kurzem gibt es das Konzept TEDx, das es allen ermöglichen soll, eigene, unabhängige, TED-artige Veranstaltungen selbst durchzuführen. Und seit 2005 gibt es den TED Prize, mit dem jährlich drei Personen ausgezeichnet werden: Jeder Preisträger äußert einen Wunsch, um die Welt zu verändern, für dessen Umsetzung dann 100.000 Dollar eingesetzt werden. TED ist ein Beispiel für die eigenartige kalifornische Mischung von Ökonomie, Inspiration und Durchgeknalltheit, die vor langer Zeit die Entstehung des Internet begleitete und sich nun Größeres vorgenommen hat.

www.ted.com
www.youtube.com/profile?user=TEDtalksDirector