4/2004 Subterranean Britannica

Das WWW ist voller obskurer Angebote – ein spezieller Fall einer Militaria-Site soll diesmal das Thema sein. Subterranean Britannica ist eine Gruppe, die seit 1974 besteht und seit 1998 eine eigene Website betreibt. Ihre selbstgewählte Aufgabe ist es, „von Menschen hergestellte oder genutzte unterirdische Orte“ zu studieren. Die gesammelten Objekte sind in Kategorien gegliedert: Transport (Bahn-, Kanal-, Straßenanlagen), Minen und Steinbrüche, militärische Anlagen des 20. Jahrhunderts und solche aus der Zeit davor. Eine eigene Subsite beschäftigt sich mit Objekten aus dem Kalten Krieg. „Von Deneholes (historische Kalkhöhlen in Kent) zu Bunkern, von Kellern zu Tunnels“ ist das Motto der Gesellschaft. Und um keine falschen Vorstellungen aufkommen zu lassen, wird vor unprofessioneller Nachahmung gewarnt: Wenige der dargestellten Plätze wären öffentlich zugänglich, und manchmal wären Menschen beim Eindringen gestorben. Beim Besuch verteidigungsrelevanter Anlagen seien unangenehme Begegnungen mit der Militärpolizei zu erwarten. Die aktuell fast 700 Objekte finden sich hauptsächlich in Großbritannien, es gibt allerdings auch Dokumentationen von Bauten an der Maginotlinie, in der ehemaligen DDR, in Gibraltar oder eines ehemaligen NATO-Bunkers in Belgien. Atombombenlager, unterirdische Kommunikationsanlagen, U-Bahnanlagen, historische Kupferminen und Kühllager sind dokumentiert, meist mit Lageplänen, Grundrissen und vielen Fotografien. Die ostdeutschen Beispiele wurden im Zuge einer „Studienreise“ im Herbst 2003 aufgenommen, viele von ihnen gehen bereits auf Anlagen aus dem Zweiten Weltkrieg zurück. Und ein längerer Beitrag erklärt für britische Leser, was eigentlich die Stasi war, und zeigt deren Bunkersystem mit exemplarischen Plänen. Die Bilder von elektronischen Anlagen und Kontrollzentren der DDR stellen jedenfalls jede 70er-Jahre-Filmausstattung in den Schatten. Ein ähnliches Projekt in den Niederlanden, wenn auch weniger militärisch orientiert, ist Souterrains. Diese Website listet Beispiele für unterirdische Räume aus der ganzen Welt auf, von einer dark-matter-Forschungsstation in England bis zu den Katakomben von Paris. Und sogar in Österreich gibt es eine Gruppierung, die sich verwandten Themen widmet: den Arbeitskreis für Erdstallforschung.

www.subbrit.org.uk
www.subbrit.org.uk/rsg
www.souterrains.org