4/2018 Stadt Land Politik

Eine der großen offenen planerischen und politischen Herausforderungen der europäischen Gegenwart ist die Stadt-Land-Differenz: Einerseits geht die Fahrt rasant in Richtung Urbanisierung, der Verstädterungsgrad in Österreich beträgt etwa derzeit mehr als zwei Drittel und steigt weiter. Die (vergleichsweise wenigen) großen Städte in Österreich leiden unter massivem Bevölkerungsdruck, gleichzeitig leiden ländliche, periphere Regionen noch viel mehr unter Abwanderung. Umgekehrt war Österreich schon immer ein Staat mit teilweise stadtfeindlicher Tendenz, wie sich etwa im letzten Nationalratswahlkampf wieder einmal deutlich zeigte. Im aktuellen Regierungsprogramm gibt es jedoch nicht nur einen Fokus auf die (zweifellos nötige) Entwicklung des ländlichen Raums, sondern auch auf Politik für den Stadtraum. Diese Diskussion ist allerdings nicht auf Österreich beschränkt. Die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung startete kürzlich auf der Diskussions-Website „Lasst uns streiten! einen Dialog zum Thema „Stadt, Land, Vorurteil“. Den Einstieg ins Thema erleichtert ein Quiz, der eigene Vorurteile zu Eigenschaften von Stadt und Land deutlich machen soll, natürlich orientiert am Beispiel Deutschland, das allerdings von Österreich nicht so weit entfernt ist: Wieviel Prozent der Bevölkerung leben in kleinen Gemeinden (unter 20.000 Einwohnern)? Wo haben die meisten Bewohner Ausländer im Freundeskreis? Wo fühlt man sich am unsichersten? Wo trifft man sich am häufigsten mit Freunden? Welche Bedeutung geben die Menschen dem Begriff „Heimat“? Danach folgt der Einstieg in die Dialogbereiche, wobei man als Besucher jeweils einer These zustimmen oder sie ablehnen muss: Ist Heimat nur etwas für Romantiker? Werden bald alle in Städten leben? Sind Städte familienfeindlich? Ist es weiterhin möglich, gute Lebensverhältnisse sowohl in der Stadt als auch am Land zu finanzieren? Neben den Diskussionsbeiträgen gibt es ausführliche, sehr fundierte Hintergrundinfos zur jeweiligen These. Der Dialog ist ab Ende März abgeschlossen, aber danach weiterhin im Diskussionsarchiv der Website zugänglich, zusammen mit vergangenen Dialogen zu Themen wie Direkte Demokratie, EU, Medien und Gesellschaft, Rechtsextremismus und Flucht.

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