1-2/2013 Sprühstein

Ein studentisches Forschungsprojekt vom Institute for Advanced Architecture of Catalonia in Barcelona zeigt neue Möglichkeiten des automatisierten Bauens. Die Studierenden Anna Kulik, Inder Shergill und Petr Novikov entwickelten einen Roboter, der viele Nachteile bisheriger Bauroboter vermeidet: Er braucht keine vorfabrizierten Bauelemente, er kann vielfältige verschiedene Materialien zum Bauen benützen, der Roboter ist klein, leicht und selbst herstellbar und die produzierten Strukturen sind nicht umweltschädlich. Die Strukturen können dort produziert werden, wo sie schließlich zum Einsatz kommen können, man kann lokale Materialien dafür verwenden, es gibt keine Abfallprodukte des Bauens und der Roboter benötigt nur wenig Energie. In einem Demonstartionsvideo sieht man, wie die Studierenden am Strand die Komponenten des Roboters aufstellen, mit Sand und Additiv befüllen, den Laptop aufklappen – und das Bauen beginnt. Als Baumaterial sollte Erde verwendet werden, allerdings wurde der Prototyp mit Sand betrieben. Als Kleber dient Polypavement, ein LEED-zertifiziertes, für die Umwelt unschädliches Acrylpolymer, das zusammen mit dem Wasseranteil 15 Prozent des Endprodukts ausmacht. Die Strukturen werden dadurch steinhart, sind wasserfest und können einfach repariert werden. Die beiden Komponenten, Sand und Additiv, werden durch jeweils eigene Sprühdüsen, die zusammen auf einen Roboterarm montiert sind, an die richtige Position gespritzt. Der Sand kommt dabei aus einem Rohr, auf das Luftdruck aus einem handelsüblichen Kompressor wirkt. Zunächst wurde mit Bewehrungskonstruktionen gearbeitet, schließlich verzichteten die Entwickler darauf – die zu realisierenden Strukturen wurden zunächst grob mit der CAD-Software Rhino konstruiert, in diese Körper wurden dann von einem Skript Punkte „gefüllt“, verbunden und anhand von Grenzwinkeln und -abständen adaptiert. Dann optimierte die Software die Strukturen anhand der erwarteten Lasten und berechnete Pfade für den Roboterarm mit fünf Freiheitsgraden. Die so entstehenden Strukturen wirken organisch-ruinenhaft, als wären sie schon immer dagewesen; ein wenig wie langsam rieselnde Sandburgen oder verwitternde Sandsteinformen. Bis daraus tatsächlich verwendbare Strukturen im Architekturmaßstab werden, wird noch einige Zeit vergehen; aber der Weg dorthin wird interessant sein.

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