5/2015 Neue Museumswelten

Das Internet ist für eine Kulturinstitution wie das Museum nicht nur ein Ort der Selbstdarstellung und Information und eine Gelegenheit, die eigene Sammlung öffentlich zugänglich zu machen. Viele innovative Museen versuchen schon seit den 1990er Jahren, das WWW als Medium des Sammelns und Produzierens zu nützen. Dazu zählen Projekte, bei denen Objekte für die Sammlung eines Museums gestiftet werden können, beispielsweise Fotos, Zeichnungen und Filme, aber auch selbst Hergestelltes, ob nun gestrickt oder konstruiert, die schließlich online zugänglich gemacht werden. Einen Schritt weiter gehen Initiativen, bei denen die Spender diese Objekte (oder auch ganz andere Themen) erklären, dabei gefilmt werden und so quasi ein Meta-Objekt erzeugen. Ein „Veteran“ solcher Methoden ist das britische Victoria & Albert Museum, das Museum für angewandte Kunst in London, das beispielsweise schon seit langem immer wieder so genannte „Days of Record“ durchführt. So fand 2000 ein derartiger Tag zum Thema Tätowierung statt, bei dem tätowierte Freiwillige ihren Körperschmuck fotografisch für die Sammlung dokumentieren lassen konnten. Diese Dokumentationen wurden schließlich im Web publiziert. In eine ähnliche Richtung geht ein aktuelles Projekt des Wiener Weltmuseums, das 2017 eröffnet werden soll – und in der Schließzeit bis dahin „Neue Welten“ entstehen lassen will. Mit wechselnden Kooperationspartnern an verschiedenen Orten der Stadt werden Interessierte aufgefordert, ein Objekt zu stiften und die Geschichten dazu zu erzählen. Die Geschichten sollen auf vielfältige Weise dokumentiert werden: als Foto, als transkribierte Erzählung, als Hologramm, als Video-Interview und als Teil einer Publikation. Zu jedem Objekt sollen außerdem mehrere Perspektiven gesammelt werden. Auch in diesem Fall wird die Sammlung online zugänglich sein. Erster Kooperationspartner ist die Brunnenpassage am Wiener Yppenplatz, mitten multikulturellen Paradebezirk Ottakring. Vor Ort wird der Neue-Welten-Container aufgestellt, um Vorbeikommende zum Mitmachen und Dokumentieren zu bewegen. Die lokal verankerte Institution Brunnenpassage soll dem Museum helfen, Interessierte anzusprechen und, so kann man annehmen, auch neue Zielgruppen zu erreichen. Die vier Ko-Kuratoren wollen ein vielschichtiges, partizipatives Bild zeitgenössischer Kultur erzeugen. Resultate der Sammlungsaktion sollen für die Eröffnungsausstellung des Weltmuseums 2017 verwendet werden.

www.neue-welten.at

www.brunnenpassage.at/projekte/crossover/neue-welten