3/2010 Netzgruppen

Eine Vielzahl von Gruppierungen, die in real life mit richtiger Rechtsform als Vereine oder informell als Netzwerke, Austauschplattformen, Arbeitsgruppen oder Ähnliches formiert sind, nutzen das Web als Kommunikations- und Informationsbasis. Das ist nicht gerade eine neue Entwicklung, tritt jedoch zunehmend in den Mittelpunkt des Kreises der Kommunikationsformen. Blog, Forum, Mailinglist, Newsletter sind die klassischen Elemente, die fast immer eingesetzt werden. Web-affinere Gruppen bilden Facebook-Gruppen, bauen Wikis auf, verwenden Chat, RSS-Feeds und Twitter, erzeugen gemeinsame del.icio.us-Linksammlungen bzw. nutzen andere Tagging- und Recommendation-Sites, sie teilen sich Flickr-Fotosammlungen, publizieren auf YouTube oder setzen auf Podcasts. Ihnen allen gemeinsam ist, dass es darum geht, die Benutzer nicht mehr nur mit täglich neuen Informationen zu bombardieren, sondern ihnen die Möglichkeit zu geben, sich auf ihre jeweils eigene Art mit den spezifischen Informationen zu versorgen, die sie haben wollen – also vom Push- zum Pull-Modus überzugehen. Das ist nun nichts anderes als eine Definition des schwammigen Begriffs Web 2.0. Allerdings bieten solche Gruppen eine Besonderheit, die sie von anderen „sozialen Entitäten“ im Netz unterscheidet: Sie verwenden das Web als Ergänzung zum Austausch in real life, wobei die Treffen in der Realität durch die Virtualität zwar nicht ersetzt, wohl aber reduziert werden können. Man muss nun nicht mehr auf den nächsten Vereinsabend warten, um von den jüngsten Neuigkeiten zu hören, sondern die meisten Anwesenden sind via Web bereits bestens informiert und können sich auf das konzentrieren, was das Web nicht bieten kann: nämlich die gemeinsame Diskussion und Entscheidungsfindung in der größeren Gruppe. Ein Beispiel für einen solchen unter anderem im Web aktiven Verein ist die Ende 2009 gegründete „Initiative für gemeinschaftliches Bauen und Wohnen“ mit Mitgliedern in ganz Österreich. Die Initiative will eine Plattform bilden, die alle diejenigen zusammenführt, die das Thema des gemeinschaftlichen Bauens und Wohnens weiter voranbringen bringen wollen – sie informiert demnach, betreibt Öffentlichkeitsarbeit und will die politische Entscheidungsfindung zum Thema unterstützen. Ziel ist es, die Entstehungsbedingungen für gemeinschaftliche Wohnformen zu verbessern und die Umsetzung konkreter Projekte zu unterstützen. Ergänzend zu den monatlich stattfindenden Vereinstreffen gibt es eine Website, eine Google Group und eine Mailinglist. Die avancierteren Mittel des Web 2.0 harren in diesem Fall noch der Umsetzung.

gemeinsam-bauen-wohnen.org