1-2/2000 Museen im Internet

Ein Thema dieses Heftes sind Museumsbauten, deshalb hier ein kurzer Abstecher zu Museen im Internet. Virtuelle Ausstellungen und Museumsauftritte im Netz sind heute schon sehr weit verbreitet, aber es gibt doch einige herausragende Websites: Ein hervorragendes Bildarchiv bieten die Fine Arts Museums of San Francisco. Die „Art Imagebase“ enthält mehr als die Hälfte der Sammlungen, 60.000 Arbeiten von 15.000 Künstlern, die entweder über Künstlername, Land und Periode oder über Schlagworte gesucht werden können. Diese Schlagworte bilden eine so genannte „Word Soup“, bestehend aus Informationen wie Künstler, Titel, Datum, aber auch aus Beschreibungen der Werke durch Museumsmitarbeiter. Diese etwa 60 Wörter langen Texte verwenden keine kunsthistorische Fachsprache, sondern einfache visuelle Begriffe, und sind vollständig durchsuchbar. Bilder können also über Substantive, Verben und Adjektive gefunden werden. Die Tate Gallery in London, deren vierter Standort Tate Modern nach Adaption durch Herzog/de Meuron im Mai 2000 eröffnet wird, bietet im Web ein ähnliches Service an, wenn auch in geringerem Umfang: Der Sammlungskatalog, der britische Kunst vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart sowie internationale moderne Kunst umfasst, ist online zugänglich, er enthält die Abbildungen von derzeit 8000 Werken. Das Guggenheim Museum erweitert sein Internet-Angebot Anfang 1999 mit einem viel weitgehenderen Anspruch, es will nämlich das „erste wichtige virtuelle Gebäude des 21. Jahrhunderts“ errichten. Guggenheim ist der Meinung, dass „der unvermeidliche Weg für beide Arten von Architektur, reale und virtuelle, einer der Annäherung und Verschränkung ist“. Deshalb wurde das New Yorker Architekturbüro Asymptote (Lise-Anne Couture und Hani Rashid), das bereits mit einem Virtual Trading Floor für die New Yorker Börse in diesem Bereich tätig war, beauftragt, ein Virtuelles Museum zu entwerfen, das einerseits die Services und Sammlungen von Guggenheim weltweit zugänglich macht, aber auch Raum für Kunstwerke bieten wird, die eigens für diesen Kontext produziert werden. Das Virtuelle Museum wird aus navigierbaren dreidimensionalen Räumen für das Internet und interaktiven Stationen für die realen Guggenheim-Häuser bestehen. Im Oktober vergangenen Jahres wurde die Encyclopædia Britannica, das berühmte Nachschlagewerk mit 72.000 Artikeln und 45 Millionen Wörtern, erstmals online gratis zur Verfügung gestellt, was sofort zu einem riesigen Besucheranstrom auf die Website und daraufhin zu einem Zusammenbruch des Servers führte. Inzwischen sind alle derartigen Schwierigkeiten beseitigt, und das Verlagshaus Britannica.com bietet mit der vollständigen Encyclopaedia-Datenbank, ausgewählten Artikeln aus über 70 Zeitschriften von Time bis zu The Economist, redaktionell betreuten Links zu über 125.000 Websites sowie einem Zugang zur Books-in-Print-Datenbank eine der besten und umfassendsten Informationsquellen im Internet. Die Grundstruktur der gedruckten Encyclopædia, nämlich einerseits die Micropædia mit Artikeln in Lexikonlänge und andererseits die Macropædia mit ausführlichen Essais, wurde abgeändert zugunsten von ausschließlich kürzeren Texten, die dafür genauer ausgewählt werden können. Der zusätzlich angebotene Britannica Internet Guide ist ein Index, der zu bestimmten Themenfeldern die besten Links anbietet, die jeweils kurz erläutert und nach einem einheitlichen Standard bewertet sind.

www.thinker.org/imagebase

www.tate.org.uk
www.guggenheim.org/exhibitions/virtual
www.asymptote.net
www.britannica.com