9/2014 Mach Deine eigene Buslinie

Bereits einmal tauchte die US-amerikanische NPO Code for America in dieser Kolumne auf: Sie will Städte dabei unterstützen, mit neuen Apps offener, partizipativer und effizienter zu werden. Damals war das Thema Street Mix, eine Online-Software, um selbst Straßenquerschnitte zu designen. Das neueste Angebot geht noch einen großen Schritt weiter, es bezieht sich nicht mehr auf einen lokalen Rahmen, sondern auf die ganze Stadt: Nun kann man eigene Buslinien entwerfen, die Website dazu heißt Transitmix. Basis der Applikation ist die offene Kartensoftware OpenStreetMap. Man wählt zunächst die Stadt aus, für die man eine neue Buslinie für nötig hält, und beginnt dann per Mausklick in der Karte, Stationen für die Buslinie einzutragen. Der Weg durch die Straßen wird von Transitmix anhand der Festpunkte (Stationen) automatisch erzeugt, Einbahnen und Ähnliches werden erkannt. Aber es geht natürlich nicht nur um die Geometrie des städtischen Straßenraums und räumliche Distanzen, sondern vor allem auch um die Art und Weise, wie ein Busbetrieb durchgeführt wird – kommt der Bus alle drei Minuten oder nur einmal in der Stunde? Fährt er auch am Abend oder am Wochenende? Wie schnell kann der Bus fahren? Wie viel Puffer gibt es, damit verspätete Busse den Fahrplan wieder aufholen können? All diese Faktoren werden in Transitmix detailliert angegeben, insbesondere der Fahrplan für verschiedene Tageszeiten und das Wochenende. Was man, nach Festlegung der Rahmenbedingungen und Eingabe der Strecke, schließlich erhält, sind die sich daraus ergebenden Daten für den Betrieb der Buslinie: Wie lange ist die Route, wie viele Busse braucht man in der Spitzenzeit für die Linie, was kostet sie pro Jahr? Diese Kosten sind in der Realität verschiedener Städte natürlich sehr unterschiedlich; Transitmix gibt 120 Dollar pro Stunde vor, der Wert ist anpassbar. Wie die Autoren selbst angeben, ist diese Software (noch) kein Ersatz für professionelle Planung. Die Funktionen sollen jedoch erweitert werden, etwa indem Pausen und Betriebstage einbezogen oder Fahrzeiten ausgegeben werden können. Weiters soll es in Zukunft möglich sein, demografische Daten, Bevölkerungs- und Arbeitsplatzdichten einzubeziehen. Wenn sich eine Stadt dazu aufraffen würde, Transitmix durch Bereitstellung von Daten zu unterstützen, könnten Bewohner selbst zur Planung ihres öffentlichen Verkehrs beitragen. Das ist zweifellos in den USA notwendiger als in einer Stadt wie Wien, wo das Angebot ohnehin herausragend ist. Allein die sich dadurch zeigende Haltung gegenüber den Bürgern würde aber einen riesigen Unterschied machen.

www.transitmix.net
codeforamerica.org