10/2012 Londoner Namen

Die wissenschaftliche Disziplin, die heute wohl viele der interessantesten Auseinandersetzungen mit räumlichen Phänomenen führt, ist die Humangeographie. Dabei handelt es sich vielfach um qualitative Zugänge, doch auch in der quantitativen Beschäftigung mit Raum und der Datenvisualisierung geschieht Bemerkenswertes. Ein aktuelles Projekt ist die Karte „London Surnames“ von James Cheshire, der am Centre for Advanced Spatial Analysis des Geographie-Departments am University College London (UCL) arbeitet. Die Karte teilt London in etwa 1.000 geographische Einheiten, in denen insgesamt 2.379 Nachnamen verortet sind: Dargestellt ist jeweils, welche Namen am häufigsten (zweithäufigsten, etc., bis zum fünfzehnthäufigsten) im jeweiligen Gebiet vorkommen; weiters durch die Größe der Beschriftung, wie oft der jeweilige Nachname dort insgesamt existiert; und schließlich, zu welcher der zehn wichtigsten Herkunftsgruppen der Name gehört – die wichtigsten Namensgruppen kommen aus südasiatische, britische sowie griechische und jüdische. Bei den jeweils erstgereihten Namen gibt es noch ein recht klares Bild: Starke indische und Bangladeshi-Präsenz westlich und östlich der City, eine Sikh-Hochburg im äußersten Westen, dazwischen viele englische und walisische Namen, die jedoch kleiner sind, das heißt bei den südasiatischen Nachnamen gibt es ein kleineres Spektrum – jedenfalls in London. Doch auch abgesehen davon, dass Stadtviertel stark ethnisch segregiert sind, ist es bemerkenswert, wie viele Menschen mit gleichen Namen wie eng zusammen leben. Spätestens bei den achthäufigsten Nachnamen beginnt die ethnische Gliederung der Stadt abzunehmen, kleinteiliger und vielfältiger zu werden: Immer noch gibt es eine Bangladeshi- und Pakistani-Schwerpunkt östlich der City, doch die übrigen Gebiete werden immer bunter, das heißt die Namensherkunft wird immer durchmischter (natürlich kann die Karte nur die Herkunft der Namen und nicht die Herkunft der Namensträger darstellen). Die Namensherkunft wird nach der Onomap-Klassifikation dargestellt, die insgesamt 500.000 Vornamen und eine Million Nachnamen enthält – ebenfalls ein UCL-Projekt. Ein ähnliches Tool, dass das Auftreten bestimmter Nachnamen in mehreren Weltregionen zeigt, ist der Worldnames Public Profiler; hier kann man einerseits nach dem eigenen (oder anderen) Namen suchen und sich andererseits die meistverbreiteten Vor- und Nachnamen bestimmter Regionen darstellen lassen.

names.mappinglondon.co.uk
www.onomap.org
worldnames.publicprofiler.org