11/2014 Leihradsysteme der Welt

Viele Städte in Europa, Nord- und Südamerika und in Asien bieten ihren Bewohnern ebenso wie ihren Besuchern Leihradsysteme: Über Teile des Stadtgebiets werden Stationen verteilt, bei denen man mithilfe von Pfand- und Identifikationssystemen Räder ausborgen – und dann bei jeder beliebigen anderen Station wieder zurückgeben kann. Das ist, neben der Automatisierung des Leihvorgangs, ein wichtiger Unterschied zu konventionellen Verleihsystemen, die meist vor allem für Touristen angeboten werden. Dazu kommt, dass Leihradsysteme ein Netz zur Versorgung mit Mobilität anbieten wollen: Sie sind gleichmäßig übers Stadtgebiet verteilt, damit man nie weit zum nächsten Standplatz hat; und sie sind besonders bei Knotenpunkten des öffentlichen Verkehrs situiert. Ein Ursprung solcher Systeme waren die „weißen Räder“, die Mitte der 1960er Jahre von der anarchistischen Provo-Bewegung initiiert wurden, als sie ein Mandat im Amsterdamer Gemeinderat errang; Die Räder wurden weiß bemalt, sodass sie nicht identifizierbar und damit „reservierbar“ waren, und sie wurden ohne Schloss gratis angeboten. Das bekannteste System, das es in dieser Form mittlerweile nicht mehr gibt, entstand 1995 in Kopenhagen. Man bezahlte dafür ein Pfand, das man allerdings wieder zurückerhielt, die Räder waren somit tatsächlich gratis. Damit das funktionierte, wurden für die Räder Spezialkomponenten eingesetzt, die bei konventionellen Rädern nicht verwendet werden konnten und somit auch nicht gestohlen wurden. Und die Räder waren überaus robust konstruiert, etwa mit Vollgummireifen und ohne Gangschaltung. Wien nahm sich für das rot-grüne Projekt Gratisrad im Jahr 2001 dieses Kopenhagener System zum Vorbild – und scheiterte zunächst damit, weil die Räder verschwanden. Schließlich übernahm die Werbefirma Gewista im Auftrag der Stadt das System, bei dem es sich nun auch nicht mehr um ein Gratisrad handelt, weil nur die erste Stunde gratis ist, danach zahlt man zwischen 1 und 4 Euro pro Stunde. Der Geograf Oliver O’Brien vom University College London bietet online Karten von weltweit insgesamt 110 Städten mit insgesamt 11.000 Stationen mit 100.000 Rädern an. Leider sind einige, vor allem chinesische Städte mit vermutlich sehr großen Systemen nicht mit ihren Daten online. Das größte System, das hier mit Daten repräsentiert ist, ist Paris mit 1.200 Stationen und etwa 16.000 Rädern, gefolgt von London mit über 700 Stationen und ungefähr 10.000 Rädern. Wien liegt mit seinen 116 Stationen und 1.300 Rädern im Mittelfeld. Die Karten zeigen die Positionen der Stationen, wie viele Docks sie jeweils enthalten und wie voll oder leer sie sind, sodass man einen guten Überblick hat, von wo wohin die meisten Nutzer je nach Tageszeit fahren.

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