12/2005 Kulturwissenschaftliche Bildarchive

Seit einigen Jahren wird massiv in die Digitalisierung von kulturwissenschaftlichen Sammlungen, vor allem von Bildsammlungen investiert, was insbesondere dann interessant wird, wenn diese Archive über das Web zugänglich gemacht werden – ein entscheidendes Problem dabei ist allerdings die Tatsache, dass die vielen verteilten Sammlungen oft nicht nach einheitlichen Standards erfasst werden, was wiederum meist bedeutet, dass sie nicht zentral durchsucht werden können. Und damit fällt ein wichtiges Argument für ihre Digitalisierung weg. Im Umgang mit diesem Problem gibt es zumindest zwei Lösungsansätze. Beispiel für einen davon ist das Regelwerk MIDAS (Marburger Informations-, Dokumentations- und Administrationssystem) des Bildarchivs Foto Marburg, des deutschen Dokumentationszentrums für Kunstgeschichte. Mit 1,7 Millionen Aufnahmen ist es eines der größten Bildarchive zur europäischen Kunst und Architektur. MIDAS ist ein allgemeines Modell für die Strukturierung der Daten kunst- und bauhistorischer Sachverhalte mit ihrem chronologischen, geographischen, biographischen und bibliographischen Kontext. Es ist natürlich der optimale Weg, neue Datenbanken so aufzubauen, dass von Beginn an ein standardisiertes Metadatensystem verwendet wird, das von allen Institutionen verwendet wird – so sind die Daten optimal integrierbar. Allerdings sieht die Realität oft anders aus: erstens verwenden nicht alle dasselbe System, und zweitens gibt es immer auch bereits abgeschlossene Digitalisierungsprojekte, die für die Integration neuerlich vollständig aufgearbeitet werden müssten. Wie MIDAS funktioniert, kann man beim Bildindex der Kunst und Architektur ausprobieren, wo mittels komplexer Suchfunktionen Bilder aufgefunden werden können. Einen anderen Weg ging Prometheus, das verteilte digitale Bildarchiv für Forschung und Lehre, das von der Universität zu Köln unterstützt wird. Prometheus ist ein offenes, bewusst auf Vielfalt eingestelltes System, das keine spezielle Datenbanksoftware und keine einheitlichen Datenstrukturen vorschreibt. So soll die internetspezifische Dezentralität bei größtmöglicher Integration gewährleistet sein. Derzeit sind 23 einzelne Datenbanken mit über 250.000 digitalisierten Bildern zusammenführt. Weiters wird eine Reihe von e-Learning-Anwendungen angeboten. Von beiden nicht gelöst sind allerdings Fragen der Dokumentation zeitgenössischer Kunstformen. Viel konzeptionelle Arbeit in diese Richtung wurde vom Basis Archiv Kunst geleistet, dessen Datenstruktur speziell auf die Erfordernisse zeitgenössischer Kunst eingeht und das außerdem großes Augenmerk auf Arbeitsteilung und Vernetzung im heutigen Kunstfeld legt, das aber leider an massivem Förderungsmangel leidet.

www.fotomarburg.de
www.bildindex.de
www.prometheus-bildarchiv.de
www.basis-wien.at