6/2013 Ich reparier’ es selbst

Das Zeitalter der digitalen Produkte hat nicht nur dazu geführt, dass diese Produkte (fast) ebenso immateriell werden wie die Dienstleistungen: Sie bestehen aus Text, aus elektrischen Ladungen oder Magnetisierungen. Selbst die optischen Datenträger, die immerhin noch so etwas wie eine längerfristige Materialität aufwiesen, gehören mittlerweile weitgehend der Vergangenheit an. Doch die digitalen Produkte, die wir kaufen, sind nicht nur weitgehend immateriell – sie gehören auch weitgehend nicht uns. Bei einem Apfel, einem Hammer, einem Sessel, einem Auto, einem Gemälde oder einem Buch geht mit dem Kauf das Eigentum auf den Käufer über; all diese Produkte entstanden mithilfe von Wissen, wenn auch, natürlich, in verschiedenem Ausmaß. Doch ob ich den Sessel in einen Schaukelstuhl umbaue, das Auto bunt bemale, das Gemälde verbrenne – oder einfach nur ein kaputtes Ding repariere, ist meine Sache. Bei Software gilt das nicht, die Produzenten geben dafür Nutzungsbedingungen vor, die so genannten EULAs (end-user license agreements), die kaum jemand liest, die aber von allen akzeptiert werden müssen, um die Software auch benützen zu dürfen. Die in diesem Bereich heute akzeptierte Praxis der Eigentumsbeschränkung hat auch vor materiellen Produkten nicht halt gemacht – die Bedingungen für die Benützung eines Autos oder eines Telefons sind nicht mehr dieselben wie noch vor ein paar Jahrzehnten. Das liegt auch daran, dass in viele materielle Produkte elektronische Komponenten integriert sind – und dass das Urheberrecht, ursprünglich dazu da, Innovation zu fördern, von Produzenten missbraucht wird, etwa indem sie den Zugang zu Reparaturhandbüchern unmöglich machen. Der nächste Schritt, den die die Verteilung realer Speicherorte in der Virtualität der Clouds erlaubt, ist, dass das Produkt gar nicht mehr die Verfügungsgewalt des Produzenten verlässt: Software wird ebenso über das Web konsumiert wie Filme, Musik und Literatur. So kann man zwar eine Vielzahl von Büchern als e-Book etwa für Amazons Kindle kaufen – diese legal erworbenen Bücher auf einer anderen Plattform zu lesen, ist schon nicht mehr möglich. Amazon kann jederzeit nach Gutdünken alle meine Bücher unwiederbringlich löschen – und das geschieht auch, wenn Amazon der Meinung ist, ich würde die Bedingungen nicht einhalten. Doch die öffentliche Meinung beginnt sich in dieser Sache zu ändern. Ein Schritt in die richtige Richtung, zurück dahin, dass wir die Produkte, die wir kaufen, dann auch besitzen dürfen: Die Website ifixit.com baut das „freie Reparaturhandbuch für alles“ auf – es gibt Reparaturanleitungen für Handys, Computer und Küchengeräte. Es gibt Tipps, welches Problem ein Gerät bei einem bestimmten Verhalten hat; und es gibt Informationen zu Ersatzteilen und Werkzeugen.

www.ifixit.com