2010 Handbuch Baustelle Schule

Handbuch Baustelle Schule. Ein Leitfaden zur ökologisch nachhaltigen Sanierung von Schulen, Berichte aus Energie- und Umweltforschung 47b/2010, Wien/Graz, 230 S. (mit Edeltraud Haselsteiner, Maja Lorbek, Gerhild Stosch)

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Ausschnitt S. 87:

Internationale Best-Practice-Szenarien
Die folgende Darstellung konzentriert sich auf Schulkonzepte in Skandinavien und Deutschland sowie einige Aspekte der Entwicklung in den Niederlanden und Südtirol – Skandinavien und die Niederlande wegen der innovativen Modelle, Deutschland und Südtirol wegen der kulturellen und administrativ-politischen Nähe, die möglicherweise auf eine Übertragbarkeit der Modelle schließen lässt. Es wurden vorrangig Beispiele ausgewählt, die große Vorbildwirkung und eine große Zahl von Nachahmern besitzen – das heißt einerseits, dass sie in der Pädagogik zumindest von größeren Gruppen des Feldes akzeptiert sind, und andererseits, dass ihre Konzepte prinzipiell übertragbar sind, insbesondere auch in Kontexte, die der österreichischen Situation grundsätzlich ähneln (z.B. Deutschland). Herausragende Schularchitektur in Europa, die sich an innovativen pädagogischen Konzepten orientiert und versucht, diesen entsprechend die räumlichen Voraussetzungen für optimales Lehren und Lernen zu schaffen, existiert in einem unübersehbar breitem Spektrum an Varianten und Richtungen. Was jedoch den meisten innovativen Schulbauten der jüngsten Vergangenheit gemeinsam ist, ist das Abgehen vom traditionellen Klassenzimmer als zentralem Lernraum. Diese wird entweder durch andere Raumtypen ersetzt oder zumindest gruppiert (geclustert) und mit anderen Raumtypen kombiniert. Auch wenn in der pädagogischen Praxis zumindest der Volksschulen heute längst nicht mehr die Reihenaufstellung mit Frontalunterricht vorherrscht, behindert dieser Raumtypus, aneinandergereiht entlang eines Ganges, viele der heute für notwendig erachteten Lernformen, insbesondere die individuelle und die Kleingruppenarbeit. Neue Schularchitektur versucht deshalb, die Lernräume vielfältiger zu gestalten, auch durch die Verknüpfung verschiedener Raumarten und Raumzonen und durch Transparenz; und sie versucht, Cluster von Lernräumen zu bilden oder offene Großräume einzusetzen. Die untersuchten Beispiele, aus denen eine relevante Auswahl im Folgenden überblicksartig genauer dargestellt wird, zeigen architektonische wie pädagogische Möglichkeiten dafür auf.