4/2011 Global Village Construction Set

Die Gruppe Open Source Ecology, ein Netzwerk aus Bauern, Ingenieuren und Unterstützern, entwickelt seit 2004 das Global Village Construction Set (GVCS) für die „Nachknappheitsgesellschaft“ (Anthony Giddens). Die Gruppe stellt lakonisch fest: „We are hacking society.“ Das Set besteht aus insgesamt 40 selbstentwickelten Maschinen, von denen es für bisher acht Open-Source-Bauanleitungen, Kalkulationen, Manuals und Videos vom Konstruktionsvorgang gibt. Mit diesen Maschinen, die bis 2012 fertig entworfen sein sollen, kann dann eine autarke, belastbare kleine Gemeinschaft ihre eigene kleine Zivilisation mit modernem Komfort aufbauen und dabei von ihren eigenen Ressourcen leben – eine Art Neuauflage des Land Movement, das in den 1970er Jahren beispielsweise in den westlichen USA stark war. Die langfristige Perspektive sind Communities mit mindestens 200 Personen – in einer solchen Dimension ist es laut den Akteuren möglich, alle Objekte herzustellen, die für eine moderne Zivilisation nötig sind, darunter auch Mikroelektronik auf dem Stand der 1990er Jahre. Zumindest theoretisch sollen auch urbane Ansiedlungen möglich sein, doch diesbezüglich ist das Nachdenken wohl noch nicht sehr weit fortgeschritten. Das GVCS ist eine Art lebensgroßes Lego-Set aus modularen Werkzeugen, mit dem ganze Ökonomien entwickelt werden können. Die selbstgebauten Maschinen sind im Schnitt acht Mal billiger als industriell gefertigte, sie sind modular aufgebaut und können selbst gewartet und repariert werden. Das verwendete Metall soll langfristig auch rezykliert und wieder verwendet werden können. Die Maschinen dienen der Landwirtschaft, der Energieerzeugung, dem Hausbau, dem Transport, der Digitalfabrikation und der Rohstoffherstellung, etwa der Aluminiumproduktion aus Ton ohne den üblichen hohen Energieaufwand und der Bioplastikherstellung aus Pflanzen. Zu den baubezogenen Maschinen zählen beispielsweise die bereits konstruierte Erdziegelpresse, die 5.000 Ziegel pro Tag herstellen kann (das reicht für ein kleines Haus), und die Sägemühle. Während zu Beginn die Maschinen aus Standardprodukten hergestellt werden, sollen später Werkzeuge dazukommen, mit denen die Komponenten selbst produziert werden können, und schließlich sollen Prozesse ausgearbeitet werden, mit denen Rohmaterialien als Ausgangspunkt dienen, die damit in einen ökologisch-industriellen Zyklus integriert werden können. Etwa 830.000 Dollar plus Grundstückskosten sind nötig für eine 20-Personen-Community.

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