9/2017 Fundsachen

Obwohl die Bedeutung von Bürgerbeteiligung in Stadtplanung und Stadtentwicklung, in Architektur und Freiraumplanung laufend zunimmt, ist damit nach wie vor eine Reihe von ungelösten Fragen verbunden. Eine der wichtigsten: Wie kann man nicht nur die üblichen Verdächtigen, sondern einen breiten, mehr oder weniger repräsentativen Ausschnitt der Bevölkerung beteiligen? Manche sind einfach nicht interessiert, Zeit und Aufwand in die Gestaltung ihrer gebauten Umwelt zu investieren. Das soll natürlich möglich sein, niemand kann zu seinem Glück gezwungen werden. Aber es gibt auch viele, die vor dem Mitmachen zurückschrecken, weil sie sich nicht kompetent und stark genug fühlen, weil sie fürchten, dass ihr Beitrag schlussendlich doch nichts bewirken würde – oder einfach deshalb, weil sie nicht ihren Interessen und Neigungen entsprechend angesprochen werden und so das Gefühl entsteht, sie wären gar nicht gemeint. All das gilt insbesondere für Kinder und Jugendliche, die man mit langatmigen Präsentationen, endlosen Diskussionsrunden und unverständlicher Plangrafik einfach nicht erreicht. Beteiligungsmethoden speziell für junge Menschen sind deshalb schon lange ein zentrales Thema bei der Weiterentwicklung von Planungsbeteiligung. Ein aktueller Ansatz dafür ist die „Stadtsache“-App der Kinderbuchautorin Anke Leitzgen und des IT-Entwicklers Bruno Jennrich, unterstützt von der Landesinitiative StadtBauKultur Nordrhein-Westfalen. Die Grundfunktion ist das verortete Speichern von Bildern, Filmen, Audioaufnahmen, Kommentaren zu bestimmten Themen. Man kann Gruppen bilden, die sich mit einer Frage („Wo gibt es gute Plätze für Streetsport?“, „Welches Graffiti gefällt dir?“) beschäftigen, und man kann nach Themen anderer suchen. Und es gibt nicht nur die App, sondern begleitend ein analoges Arbeitsbuch, das zur Auseinandersetzung mit dem Stadtraum verleitet. Die „Stadtsache“ ist an sich noch keine Beteiligungsmethode, aber ein Werkzeug, das für eine solche Nutzung offen ist. Mithilfe der App könnte man Erfahrungen und Ideen von Kindern und Jugendlichen zu Stadträumen sammeln und dabei nicht nur einzelne Sichtweisen erhalten, sondern eine Diskussion unter den Beteiligten über die anstehenden Fragen – eine wichtige Grundlage für erfolgreiche Beteiligung. Und schließlich sind Beteiligungsmethoden, die sich für Kinder und Jugendliche eignen, auch ein guter Weg zu mehr sich beteiligenden Erwachsenen – weil auch die kommen gut ohne Langatmigkeit, Langeweile und Unverständlichkeit aus.

stadtsache.de