9/2005 Fotos teilen

Im Februar 2004 startete ein kleines Unternehmen namens Ludicorp mit Sitz in Vancouver den Fotosharing-Dienst Flickr, der sich heute nach wie vor im Beta-Stadium befindet, also aus Sicht der Entwickler noch nicht voll funktionsfähig ist. Nach einem Jahr, im März 2005, kaufte Yahoo Flickr um angeblich 50 Millionen Dollar. Flickr hat heute mehr als eine Million angemeldete Mitglieder und enthält mehr als 30 Millionen Bilder, von denen fast alle öffentlich zugänglich sind, aber ein solcher Blitzstart erinnert doch sehr an die goldenen Zeiten des Internet vor dem Platzen der „Blase“ nach 2000. Flickr bietet seinen Nutzern die Möglichkeit, 20 MB Fotos gratis upzuloaden – für 25 Dollar pro Jahr bekommt man ein Limit von 2 GB pro Monat. Flickr ist jedoch nicht das einzige solche Angebot im Web: das Entscheidende an Flickr ist ein neues Ordnungsprinzip. Fotos werden mit einem „Tag“ versehen, mit einem Stichwort, was bei einer kleinen Bildersammlung noch nicht wichtig ist – wenn die Anzahl der Bilder jedoch in die Millionen geht, wird eine Beschlagwortung zu einem wertvollen Werkzeug. Große Mengen an Bildern können zu allen möglichen Themen gefunden und dann auf verschiedene Art und Weise dargestellt werden. Die „Tags“ sind zu „Clusters“ geordnet, womit Bilder zu verwandten Themen leicht gefunden werden können, und es gibt das Feature der „Interestingness“: ähnlich wie beim Bewertungsalgorithmus von Google werden Fotos nach ihrer Beliebtheit bei den Benützern gereiht und anhand dieser Reihung zugänglich gemacht, sodass man die „interessantesten“ Bilder der letzten Zeit betrachten kann. Das bringt den zweiten zentralen Aspekt von Flickr ins Spiel: Die Community. Interessante Bilder werden von vielen Benützern kommentiert, es ergeben sich regelrechte Diskussionen zu ihnen, und solche Bilder werden unter die „Favorites“ der Benützer gereiht, was wieder ihre Bewertung verändert. Zu bestimmten Themen können sich Gruppen bilden. Flickr ist also keine neutrale Sammlung von Bildern, sondern eine intensive Auseinandersetzung unter den Teilnehmern macht das Angebot erst relevant. Mit einem intelligenten Interface, das es erlaubt, die Bilder auf vielfältige Art und Weise automatisiert aus Flickr herunterzuladen, ergibt sich so insgesamt ein bisher einmaliges Angebot. Und Flickr verändert, ähnlich wie Wikipedia, die Art und Weise, wie sich Nachrichten verbreiten: So waren die Bombenattentate in London vom Juli 2005 innerhalb kürzester Zeit Thema von Flickr-Postings – und solche Fotos waren oft auch in den „klassischen“ Massenmedien von Fernsehen bis Internet zu sehen.

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