10/2001 Domain Names im Internet

Um Dokumente im Web aufrufen zu können, muss man ihre Adresse kennen, also ihre URL (Uniform Resource Locator) oder, wie das seit einiger Zeit korrekt heißt, URI (Uniform Resource Identifier). Ein URI besteht zumindest aus der Bezeichnung des verwendeten Protokolls (z.B. http://), aus dem Internet Domain Name, und einem Pfad im Filesystem des Servers, auf den zugegriffen wird. Oft sind auch noch andere Informationen enthalten wie verwendete Ports, Passwörter, etc. Zentraler Teil dabei ist der Domain Name. Ein Domain Name – zum Beispiel www.springer.at – bezeichnet eine Internet-Adresse „springer.at“ am Internet Point 195.230.50.20 (das ist die so genannte IP-Adresse, die Internet-Protocol-Adresse) und einen bestimmten Webserver mit dem Namen „www“. „at“ ist die Top-level Domain, “springer” die Second-Level Domain, die dritte Ebene kann verwendet werden, um verschiedene Server zu bezeichnen (etwa “www” und “www2”). Die zweite Ebene muss einmalig im ganzen Internet sein, deshalb gibt es von der ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers), einer Organisation, die die Verteilung der Domain Names kontrolliert und deren Leiter von der amerikanischen Regierung bestimmt wurde, akkreditierte Registrate für Top-Domains, die dafür sorgen, dass es zu jeder Top-Level Domain jeden Second-Level Domain Name nur einmal gibt. Wenn man in die Textzeile seines Web-Browsers eine URI mit einem bestimmten Domain Name eingibt, fragt der Browser beim nächsten erreichbaren Domain Name Server an, welche IP-Adresse von dieser Namen repräsentiert wird, und sobald der Domain Name Server das beantwortet hat, kann der Browser die gewünschte Adresse erreichen und dort die gewünschte Aktion durchführen, also etwa ein HTML-Dokument abrufen. Das Domain Name System (DNS) ist ein im Internet verteiltes Datenbanksystem, das jedem Domain Name eine IP-Adresse zuweist. Den Kern des DNS und damit des gesamten Internet bilden insgesamt 13 spezielle Computer, die so genannten Root Servers. Davon stehen einer in Japan, vier an der US-Westküste, sechs an der US-Ostküste und zwei in Europa (London, Stockholm). 12 davon sind Spiegelungen des zentralen A-Root-Servers in Virginia. Auf diesen Root Servers sind alle Domain Names des gesamten Internet verzeichnet. Es gibt zweierlei Arten von Top-Level Domains: Einerseits Generic Top-Level Domains (gTLD), die die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe von Websites bezeichnen, also .com für kommerzielle, .net, .org für Non-Profit Organisation, Industriegruppen usw., .gov für US-Regierungsbehörden, .mil für das Militär, .edu für Bildungseinrichtungen und .int für internationale Organisationen. Nur .com, .net und .org sind frei verfügbar, alle anderen sind bestimmten Institutionen vorbehalten. Und andererseits insgesamt 244 Country Code Top-Level Domains (ccTLD), also .at, .de, .uk, .fr und sogar das kaum benutzte .us für die USA. Da ungefähr zwei Drittel aller Websites eine .com-Adresse haben, sind dafür kaum mehr sinnvolle Namen zu bekommen. Ende vergangenen Jahrs wurde nun von der ICANN eine Reihe von neuen gTLDs zugelassen. Dabei handelt es sich um .biz, wieder für kommerzielle Institutionen, .info, .name für persönliche Sites, .pro für freie Berufe wie Anwälte und Ärzte, .aero für Luftfahrt-Bezogenes, .museum und .coop für Kooperationen. Andere beantragte gTLDs wie .kid, .site, .xxx und .home wurden zurückgewiesen. Für zwei dieser neuen Top-Level-Domains, .biz und .info, hat bereits eine Vorregistrierungsphase begonnen. Die Nutzung dieser neuen TLDs soll Ende dieses Jahres starten. Das Domain Name System führt natürlich auch zu Streit: Obwohl behauptet wird, dass das Internet ein dezentrales, von niemandem kontrolliertes System ist, gibt es doch mit den Root Servers zentrale Ansatzpunkte, die eine Kontrolle über das Gesamte erlauben, und diese Kontrolle hat die US-Regierung. Aus diesem Grund haben bereits einige Institutionen alternative, „inoffizielle“ Domain-Name-Systeme aufgebaut, die aber nur verwendet werden können, wenn man auf seinem Computer einige Einstellungen ändert. Die schöne, rationale Struktur des Internet wird also von ganz gewöhnlichen Streitigkeiten und Konflikten beschmutzt…

www.w3.org
www.icann.org
www.internic.net