2006 Die wichtigsten Begriffe. Ein Glossar

„Die wichtigsten Begriffe. Ein Glossar“, in: Plattform Architekturpolitik: Österreichischer Baukulturreport 2006, Bericht an die österr. Bundesregierung, Wien 2006, Band 1, S. 73–91

Volltext

Ausschnitt S. 73–75:

ArchitektIn
ArchitektInnen planen Gebäude in technischer, funktionaler, wirtschaftlicher und gestalterischer Hinsicht. Ihre Tätigkeitsbereiche sind von Staat zu Staat sehr verschieden und aktuell im Wandel. In Österreich erstellen sie Planungen und Leistungsverzeichnisse, wickeln Ausschreibungen und die örtliche Bauaufsicht ab und übernehmen die künstlerische Oberleitung der Bauausführung. ArchitektInnen arbeiten als Treuhänder des bzw. der BauherrIn. Voraussetzung für die Tätigkeit sind ein einschlägiges Studium, drei Jahre Berufspraxis sowie die Ziviltechnikerprüfung. Nach dem Studium darf man sich nur ArchitekturabsolventIn nennen, den geschützten Titel „Architekt“ kann man erst nach Praxis und Prüfung und ausschließlich als Mitglied der Architektenkammer tragen.

Architektur

Während über Jahrhunderte zwischen hochkulturellem, künstlerischem Bauen, also Architektur, und anonymem Bauen unterschieden wurde, versuchte die Moderne, mit dem Begriff Architektur das gesamte Bauen zu umfassen, Architektur mit Bauen gleichzusetzen und überall denselben hohen Anspruch geltend zu machen: „So hätte also das haus nichts mit kunst zu tun und wäre die architektur nicht unter die künste zu einzureihen? Es ist so. Nur ein ganz kleiner teil der architektur gehört der kunst an: das grabmal und das denkmal.“ (Adolf Loos: Architektur, in: Der Sturm, Wien 1910) Ein solcher Zugang gilt auch für diesen Report: an jede Art von Bauen wird ein hoher Anspruch gestellt.

Architekturconsulting
BeraterInnen bieten ihren KlientInnen spezialisierte Expertise, um sie bei Entscheidungen zu unterstützen, ohne diese selbst zu treffen. ArchitekturberaterInnen sind vor allem auf Entscheidungen zur Vorbereitung, Durchführung und Nutzung von Bauprojekten ausgerichtet. Sie übernehmen Aufgaben, die in der Vergangenheit teils bei dem bzw. der BauherrIn und teils bei den PlanerInnen, insbesondere den ArchitektInnen lagen, oft bilden sie eine Brücke zwischen PlanerInnen und BauherrInnen. Zu ihren Aufgaben zählen Bereiche wie Liegenschaftsentwicklung, Anforderungsdefinition, Programming, Wettbewerbs- und Vergabebetreuung, Verfahrensorganisation, Kommunikations- und Prozessmanagement, Controlling.

Architekturhaus
Die wichtige und vor allem bereits bestehende Basis einer zukünftigen österreichischen Architekturpolitik sind die Architekturhäuser. Es handelt sich dabei um in jedem der neun Bundesländer bestehende Institutionen, die mit Ausnahme des steirischen Hauses von 1988 alle in den 1990er Jahren gegründet werden und dabei das Angebot älterer, weniger regional orientierter Architekturinstitutionen erweiterten. Die Aufgabe der Häuser besteht darin, Architekturvermittlung zu leisten – das reicht von Ausstellungen, Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen über Webangebote, Führungen und Programme für Schulen sowie Kinder und Jugendliche im Allgemeinen bis zu Lobbying für Architektur in der lokalen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Architekturstiftung Österreich ist die gemeinsame Plattform der Architekturhäuser.

Architekturpolitik

Europäische Staaten setzen sich mit Architekturpolitik das Ziel, die Bedingungen für die Produktion und Nutzung der gestalteten Umwelt und somit die Lebensbedingungen für ihre BürgerInnen zu verbessern. Unter Architekturpolitik wird in diesem Report eine Sammlung von aufeinander abgestimmten politischen Werkzeugen in zumindest einigen Bereichen verstanden.

Architekturvermittlung
Unter Architekturvermittlung versteht man die Kommunikation zwischen ExpertInnen und einer breiten Öffentlichkeit zum Thema Architektur. Es handelt sich dabei um Information, also die Vermittlung von Fachwissen an Laien, um Diskussion, also die Auseinandersetzung über Architektur zwischen Personen mit verschiedenem Ausmaß an Fachwissen, sowie um Partizipation, also die Teilnahme von Laien an Prozessen rund um Architektur. Ein zentraler Ort der Architekturvermittlung ist die Schule. Die wichtigsten Protagonisten der Architekturvermittlung in Österreich sind die Architekturhäuser in allen Bundesländern.

Architekturwettbewerb
Im Unterschied zum Wettbewerbsbegriff des Bundesvergabegesetzes werden an den Architekturwettbewerb, der der Ermittlung des qualitativ hochwertigsten Projekts dient, zusätzliche Anforderungen gestellt, die etwa in der Wettbewerbsordnung Architektur der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten oder in Wettbewerbsleitlinien wie etwa jenen der Stadt Wien formuliert sind. Dazu gehören u.a. die optimale Vor- und Nachbereitung des Architekturwettbewerbs inklusive öffentlicher Dokumentation und Diskussion, die Exzellenz von VerfahrensorganisatorInnen und PreisrichterInnen, die entsprechende Intensität der Jurierung, die Anonymität der Teilnehmenden, die Offenheit auch für Junge oder im ausgeschriebenen Typus Unerfahrene sowie die Angemessenheit der Preisgelder.