6/2016 Die Ortesammlung

Seit mittlerweile sechs Jahren existiert die so genannte Topothek, ein Online-System, um Bilder, Videos, Sounds und andere Daten ortsbezogen zu sammeln und zugänglich zu machen. Der Gründer Alexander Schatek startete mit einer Kollektion zum Wiener Prater, in der er die Filme seines Vaters aus den 1960er bis 1990er Jahren zugänglich machte. Doch die angebotenen Materialien gehen darüber weit hinaus, so gibt es neben Fotos und historischen Dokumenten auch Werbetafeln, Briefmarken, Gemälde und beispielsweise Zeitungsartikel, so ein Text aus dem Winter 1959/60 über die „Fettfischer vom Donaukanal“, die beim Zufluss des Wiener Hauptsammelkanals in den Donauarm Fett einsammelten und verkauften; oder ein Leserbrief aus den 1960er Jahren, der sich über den „Schandfleck“ Wurstelprater und die neueste Attraktion des Watschenmanns beschwerte. Mittlerweile gibt es 48 Topotheken in Niederösterreich, 15 in Oberösterreich, 5 in Wien, 2 im Burgenland und auch schon einzelne in Bayern und Kroatien, etwa alle zwei Monate kommt eine neue Sammlung dazu. Manche Sammlungen enthalten bereits viele tausend Objekte. Jede Gemeinde oder Region kann gegen ein einmaliges Entgelt und eine monatliche Gebühr eine solche Sammlung starten und in das Gesamtarchiv integrieren. Zunächst wird üblicherweise eine Basissammlung von den Betreibern aufgebaut . Dann geht es aber auch darum, die interessierte Öffentlichkeit zu beteiligen: „Citizen Scientists“, die sich für die Lokalgeschichte interessieren, sind eingeladen, Material beizutragen. Das Interface erlaubt eine Suche mithilfe einer Google Map oder mittels Suchbegriffen. Die Suche kann nach Datum und Datentypus eingeschränkt werden. Zu jedem Objekt gibt es nicht nur die Verortung auf der Karte, sondern auch eine Reihe von Metadaten inklusive einer Verknüpfung mit anderen Datenobjekten. Bei Videos und Fotos sind, soweit eruierbar, außerdem noch Standpunkt und Blickwinkel in der Karte dargestellt. So wird es möglich, zum jeweils dargestellten Ort eine dichte, vielfältige Sammlung von historischen Bezügen zugänglich zu machen. Zu unklaren Motiven und unvollständigen Daten können mithilfe der Topothek Wissende gesucht werden, die fehlende Informationen beitragen. Die Topothek ist ein Werkzeug, um niederschwelligen Zugang zur Lokalgeschichte zu bieten.

www.topothek.at