6/2014 Der neue Name

Eine nicht gerade triviale Aufgabe für heutige Firmengründer ist es, einen Namen für ihr Unternehmen zu finden. Während in der Vergangenheit die wesentliche Beschränkung dabei angemeldete Markennamen anderer, vor allem der direkten Konkurrenz waren, geht es heute vor allem um Domain Names: Die URLs, mittels derer man zur Firmenwebsite gelangt. Für Firmen ist heute nach wie vor die .com-Top-Level-Domain am wichtigsten, jedenfalls, wenn man international tätig sein will. Und in diesem Bereich ist nicht mehr viel zu haben: Es gibt mittlerweile 113 Millionen Domain Names mit .com am Ende. Alle Namen mit einem, zwei, drei oder vier Zeichen sind vergeben, auch die absurdesten Kombinationen wie tmqz.com. Längere Namen ab fünf Zeichen sind grundsätzlich noch verfügbar, aber das gilt vorrangig für ebenfalls absurde Kombinationen. Die meisten englischen Wörter, Vor- und Nachnamen und auch ein Großteil der Wörter in allen anderen Sprachen ist längst nicht mehr vorhanden. Dass diese Namen nicht mehr frei sind, bedeutet nicht, dass man sie nicht bekommen könnte: In den vergangenen Jahrzehnten ist eine eigene kleine Industrie um den Handel mit Domain Names entstanden, die wohl nun, wo die Namen ausgehen, langsam aber sicher ihrem Ende entgegensieht: Es gibt immer mehr Top-Level-Domains, die Suchmaschinen sind heute besser und brauchen deshalb nicht unbedingt einen aussagenkräftigen Namen als URL – und in Social Media ist die Kontaktstelle heute nicht mehr vorrangig der Wortlaut von Links, sondern das sind Status Updates und Hashtags. Trotzdem ist es zunehmend schwierig, einen Namen zu finden, der noch nicht bei .com oder einer anderen Top-Level-Domain registriert ist und somit eine eindeutige Kennzeichnung liefert. Deswegen gibt es heute immer absurdere Firmennamen mit kreativer Rechtschreibung, die kaum noch etwas mit den Wörtern zu tun haben, die in einem so altertümlichen Medium wie einem Wörterbuch dokumentiert sind. Ein Werkzeug, das bei der Suche nach dem noch ungewöhnlicheren, dafür aber einprägsamen Namen hilft, ist Wordoid: Auf dieser Website wählt man eine Sprache (Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Deutsch); definiert ein Qualitätsniveau (Nähe zu „natürlichen Wörtern“); gibt ein Stammwort an, das in den Namen eingebaut werden soll (am Anfang, am Ende, irgendwo); und fixiert eine maximale Länge (zwischen fünf und 15 Buchstaben). Das wars. Die Website liefert eine Liste von Vorschlägen, die diesen Vorgaben entsprechen; manche ähneln tatsächlich richtigen Wörtern, andere sind komplett unbrauchbar. Die Chance, dass man etwas Verwendbares findet, steigt jedenfalls massiv.

wordoid.com