10/2014 Der Czeike im Web

Es handelt sich um das Standardwerk über die Wiener Stadtgeschichte: sechs Bände, 30.000 Stichworte, 3.700 Seiten, genannt „Historisches Lexikon Wien“ oder einfach „Der Czeike“. Der Autor Felix Czeike war langjähriger Direktor des Wiener Stadt- und Landesarchivs und gründete dort das Ludwig-Boltzmann-Institut für Stadtgeschichtsforschung. Die Grundlage seines Hauptwerks legte er durch die seit Ende der 1970er Jahre publizierten Wiener Bezirkskulturführer, in denen überaus detailliert alle Fein- und Einzelheiten der Geschichte der 23 Wiener Bezirke dargestellt und vermittelt wurden: Denkmäler und Gebäude, Personen und Institutionen. Das Lexikon dokumentiert Wiens rasante Entwicklung im 19. und frühen 20. Jahrhundert, Wiens Verbindungen in die Welt, vor allem durch die Vielzahl von Zuwanderern, die hier Großes geleistet haben, aber auch die durch den Nationalsozialismus Vertriebenen, die anderswo leben und wirken mussten. Es beschreibt Straßennamen und ihren geschichtlichen Hintergrund, Wohnbauten, Biographien wichtiger Persönlichkeiten, städtische Betriebe ebenso wie kirchliche Institutionen.
Nun ist all das im Internet zu finden, und zwar, wie hier üblich, kostenlos, man muss also nicht mehr 350 Euro für die sechs Bände bezahlen: Das Wien Geschichte Wiki, dessen Kern (und bisher Hauptteil) „Der Czeike“ ausmacht. Bisher gibt es etwa 28.000 Beiträge und 1.400 Bilder über 8.500 Personen, 10.200 topografische Objekte, 4.800 Bauwerke, 800 Organisationen. So kann man hier herausfinden, dass es in der Donaustadt, in der neuen Seestadt Aspern, eine Ella-Lingens-Straße gibt und dass der zuständige Gemeinderatsausschuss den Beschluss dafür am 28. Februar 2012 fasste. Natürlich findet sich auch eine Kartendarstellung der Lage dieser Straße und ein Eintrag zur Person Ella Lingens. Während ein Eintrag über die Seestadt selbst noch fehlt, gibt es bereits einen aus dem „Czeike“ über die Donau-City im gleichen Bezirk, ein Stadterweiterungsgebiet, das seit den frühen 1990er Jahren entwickelt wird. Dieser Eintrag ist aber nicht mehr ganz am letzten Stand, und hier zeigt sich auch die Schwierigkeit, die mit einem solchen Projekt im Web verbunden ist. Während man die Unaktualität eines gedruckten Lexikons leicht versteht und verschmerzt, ist das im Web wohl anders zu sehen, die Anforderungen und der Aktualisierungsaufwand steigen, jedenfalls bei Themen, die bis in die Gegenwart und Zukunft reichen und sich nicht auf historische Denkmäler und Persönlichkeiten beschränken. Man darf aber hoffen, dass diese Anforderungen nach und nach auch erfüllt werden.

www.wien.gv.at/wiki