1–2/2021 Bauträgerwettbewerbe

Seit 25 Jahren, seit Mitte der 1990er Jahre, werden in Wien Wohnbaufördermittel nicht mehr nach Proporz ausgeschüttet, sondern durch ein einzigartiges, qualitätsorientiertes Verfahren, den so genannten Bauträgerwettbewerb. Dabei werden jedoch nicht nur Fördergelder vergeben, sondern gleichzeitig Grundstücke des Wohnfonds Wien, also des Bodenfonds der Stadt, auf denen die geförderten Wohnbauten errichtet werden sollen. Es handelt sich um eine spezielle Form von Konzeptverfahren, bei dem nicht der beste Preis entscheidet, wer das Grundstück kaufen kann, sondern das hochwertigste Konzept. Die Durchführung ähnelt einem Architekturwettbewerb, allerdings wird nicht nur die Architektur bewertet, sondern auch der zukünftige Mietpreis, die ökologische Qualität der Projekte und ihre soziale Nachhaltigkeit. Das Modell hat sich bewährt, weil es marktwirtschaftliche und gemeinnützige Elemente verknüpft, es vermeidet die Versteinerung einer planwirtschaftlichen Vorgangsweise durch einen wettbewerblichen Zugang. Mittlerweile wurden 80 Verfahren für etwa 290 Grundstücke mit 39.000 Wohnungen durchgeführt, und ein Ende ist nicht absehbar. Die Dokumentation der Resultate dieser Verfahren war bisher nicht besonders gut nutzbar, nun gibt es einen Wienplan online, in dem alle Verfahren dargestellt sind. Man kann nach bereits gebauten, in Bau befindlichen und geplanten Projekten suchen, weiters nach Bezirken und nach den Jahren, in denen die Verfahren durchgeführt wurden. Ein Suchfeld erlaubt den direkten Zugang zu bestimmten Adressen und Projektnamen. Bei Auswahl eines einzelnen Verfahrensstandorts gibt es dann weiterführende Informationen: Ort, Jahr, Wohnungsanzahl, Themen, Fotos und ein herunterladbares PDF, in dem alle siegreichen Projekte des jeweiligen Standorts im Detail dargestellt sind: Bauträger, Architekten, Landschaftsarchitekten sowie Fotos oder Renderings der einzelnen Projekte. Das Spektrum des Möglichen reicht von riesigen Projektarealen wie der Berresgasse in Donaustadt mit fast 3.000 Wohnungen und 14 Bauträgern bis zu feinen Projekten mit gerade einmal 20 oder 30 Wohnungen, die in einem Kleinprojekteverfahren für junge Architekten vergeben wurden. Beim Blick auf den Plan zeigt sich klar, wo die Schwerpunkte des geförderten Wohnbaus in Wien liegen: In Transdanubien, also Floridsdorf und Donaudstadt; in den südlichen großen Bezirken Favoriten, Simmering und Liesing, und, viel zentraler, im Bereich nördlich vom Stadtzentrum, in der Leopoldstadt und der Brigittenau.

www.wohnfonds.wien.at/bautraegerwettbewerb_abgeschlossen