12/2011 Augmented Reality

Die Kombination des Web mit einem mobilen Gerät, genannt Smart Phone, bietet völlig neue Dimensionen des Raumbezugs von digitaler Information. Eines der alten Themen, die dadurch mit neuer Bedeutung aufgeladen werden, ist Augmented Reality (AR) – das heißt die Überlagerung der realen Umgebung mit digital produzierten Bildern und Informationen. Das Thema gibt es seit den 1960er Jahren, und seit den 90ern wird AR etwa bei Boeing verwendet, um Technikern zu helfen, Flugzeuge korrekt mit Kabelsträngen auszustatten. Doch für breite Konsumentenschichten ist AR erst seit sehr kurzer Zeit, seit der Erfindung des Smart Phone, ein realistisches Szenario. Zu kompliziert war davor die Kombination von nötigen Head-Mounted Displays, Trackingtechnik und Rechenleistung. Seit 2009 existiert die Amsterdamer Firma Layar, die eine Augmented-Reality-Browser anbietet, für den jedermann Apps für iPhone, Android, Symbian und Blackberry schreiben kann. Der Browser verwendet die Handy-Kamera, GPS, Kompass und Beschleunigungsmesser, um am Bildschirm über die Echtzeit-Aufnahme der realen Umgebung computergenerierte Inhalte zu legen. Der Browser kann so etwa die Kaufpreise der Häuser in einer Straße anzeigen oder den Weg zum nächsten Bankomaten. Der T-Shirt-Shop Hostage Wear entwickelte einen Layer, der virtuelle, der dortigen Realität überlagerte Shops in den Einkaufsstraßen von zwanzig Weltstädten anbietet, zum Beispiel in L.A , Paris, London, Barcelona, Tokio, N.Y. und Berlin. Man schlendert also beispielsweise über die Champs-Élysées und kauft statt eines sündteuren Stücks Stoff bei Gucci ein 15-Euro-T-Shirt bei Hostage Wear. Allerdings muss Gucci für seine dortige Präsenz gewaltige Mieten zahlen, während Hostage Wear nur einen digitalen Layer produzierte. Gucci kann zwar jeder sehen und Hostage Wear nur manche, aber die Bedeutung des Grundeigentums könnte wohl durch solche Anwendungen Veränderungen erfahren – in der Virtualität gibt es keine natürliche Grenze der Ausnützung eines Ortes, ganz im Gegensatz zur Realität. Während in einem Geschäftslokal nur einmal Gucci sein kann, könnten im virtuellen Raum, der dem realen Raum von Gucci überlagert ist, Dutzende Geschäfte am selben Ort sein. Ganz abgesehen davon, dass man im Geschäft vielleicht einfach mit seinem Smart Phone den Barcode scannt und sofort sieht, dass zwei Straßen weiter ein Shop dasselbe Kleidungsstück wesentlich billiger anbietet…

www.layar.com
mobile.slashdot.org/story/11/09/20/2329214