3/2007 Architektursammlungen

Bereits seit mehr als 10 Jahren besteht das Architekturarchiv nextroom, das mittlerweile zu einer beispiellosen Sammlung von Bauten vor allem in Österreich geworden ist. Aktuell enthält nextroom etwa 10.000 Bauten. Doch trotz dieser auch international herausragenden Bedeutung von nextroom ist dieses Archiv beleibe nicht das einzige, das im Web existiert. Ein kleines, feines Alternativbeispiel ist der Architekturführer Niederösterreich, der 2006 startete und aktuell 196 Bauten enthält. Niederösterreich ist ein architekturdokumentarisches Stiefkind: weder gibt es einen Achleitner-Band zu diesem Bundesland noch einen von Otto Kapfingers Taschenführern. Das regionale Architekturhaus Orte hat zwar zwei exzellente Bände zum zeitgenössischen Bauen im Land herausgegeben – diese beziehen sich allerdings ausschließlich auf die Zeit seit 1986. Somit schließt der Webführer eine schmerzhafte Lücke. Das vom Verein Kunstbank Ferrum initiierte Projekt betrachtet den Zeitraum von 1848 bis heute und unterscheidet sich von konventionellen Architekturführern dadurch, dass es kulturgeschichtliche und gesellschaftspolitische Aspekte der beschriebenen Bauten sowie deren Nutzer in den Blick rückt. Die Fotos der Bauten dokumentieren den aktuellen, teils stark gealterten Zustand der Objekte. Die Liste reicht vom AKW Zwentendorf über das Russendenkmal in St. Pölten bis zur Siedlung Kupferbrunnberg aus den 1920er Jahren. Die Projektbeschreibungen sind ausführlich und genau und die Kontextsuchfunktionen ebenso wie die Hauptsuche sehr brauchbar strukturiert, wenn sie auch aufgrund der bisher geringen Objektanzahl noch nicht voll ausgeschöpft werden können. Auch wenn große Archive wie nextroom ein herausragendes Webangebot bleiben werden, ist es durchaus sinnvoll, Ergänzungen und Erweiterungen dazu zu entwickeln. Während in den 1990er Jahren noch jeder Anbieter sämtliche Information möglichst am eigenen Server situiert haben wollte, wird heute zunehmend klar, dass das Web nicht eine Sammlung von wenigen Großarchiven ist, sondern ein einziges, großes Archiv – Technologien wie RSS und Blog, Nutzungsweisen wie Social Tagging und Mashup zeigen, dass fast genauso wichtig wie das Anbieten von Inhalten die kluge Kombination dieser Inhalte aus den Tiefen des Web ist, die eben nicht mehr nur von Inhaltseignern, sondern auch von Nutzern realisiert wird. In diese Richtung bleibt noch viel zu tun – solange die heutigen, in vieler Hinsicht veralteten nationalen und internationalen Urheberrechte das zulassen…

www.architektur-noe.at
www.nextroom.at