7-8/2014 Additive Fertigung

Traut man den Propheten des Additive Manufacturing, dann steht uns für die materielle Welt eine ähnliche Revolution bevor, wie wir sie für geistiges Eigentum bereits erleben: Die Digitalisierung von Information und ihre weltweite Verfügbarkeit auf Knopfdruck hat grundlegend verändert, wiw wir Bücher, Texte, Bilder, Filme und Musik benützen. Noch vor 20 Jahren war das völlig anders, und für materielle Produkte wird Ähnliches kommen. Additive Fertigung bedeutet, dass direkt aus einem digitalen Modell Objekte produziert werden, ohne dass dafür Werkzeuge hergestellt werden müssten, die die Form dieser Dinge „speichern“, wie beispielsweise Gußformen. Flüssige oder pulvrige, band- oder stangenförmige Rohmaterialien werden durch chemische oder physikalische Prozesse in Form gebracht, beispielsweise durch Laser verfestigt oder durch Aufspritzen von Klebstoff fixiert – ein üblicher Begriff dafür ist 3D-Drucken. Die Technologie ist schon lange im Entstehen, die Zahl der Verfahren hat sich jüngst vervielfacht und wurde immer billiger. Heute gibt es bereits Versuche mit dem „Drucken“ ganzer Gebäude, im Web läuft eine Diskussion über zu Hause ausgedruckte Schusswaffen und es gibt Projekte, die Hardware und Software solcher Verfahren lizenzfrei anbieten, um unabhängig von etwaigen Nutzungsbedingungen der Hersteller zu sein – die (sicherlich nicht unbegründete) Angst geht um, dass ein 3D-Drucker zuerst im Formarchiv nachsieht, ob ein bestimmtes auszudruckendes Objekt auch nicht geschützt ist, bevor er zu drucken beginnt, ganz wie das bei Farbkopierern und Geldscheinen der Fall ist. Es geht beim 3D-Drucken natürlich nicht nur um kreative Köpfe, die sich völlig neue Dinge ausdenken und ausdrucken. Ebenso leicht wäre es, ein beschädigtes Ersatzteil für ein Konsumprodukt in 3D zu scannen und nachzudrucken, statt sündteure Ersatzteilpreise zu zahlen – allerdings erfüllen 3D-gedruckte Objekte heute noch nicht die physikalischen Anforderungen, die viele solcher Ersatzteile brauchen. Und es gibt großes Potenzial für Innovation, beispielsweise indem bereits bestehende, zusammengesetzte Produkte durch individuelle Hinzufügungen verbessert werden. Während es für immaterielle Produkte das Urheberrecht gibt, das parallel zur immer einfacheren Zugänglichkeit zu diesen Produkten immer mehr verschärft wurde, sieht die Schutzsituation für materielle Dinge oft anders aus: Es gibt Patente (meist auf maximal 20 Jahre beschränkt), Marken- und Musterschutz, aber nicht viel mehr. Da zu Hause 3D-Drucken heute noch relativ teuer ist, bietet eine neue Website Informationen über Anbieter für verschiedenste Verfahren: Auf FabHub gibt man das gewünschte Verfahren und Material, den eigenen Standort und das Vorlagenformat an – die Website zeigt, welche Anbieter es dafür gibt. Bisher ist die Datenbank klein, aber man darf auf die weitere Entwicklung gespannt sein.

www.fabhub.io