12/2010 3D-Drucken

Michael Weinberg von der Digitalkultur-Lobbyinggruppe Public Knowledge, die in Washington DC tätig ist, hat kürzlich ein White Paper zum Thema 3D-Printing veröffentlicht: „It Will Be Awesome if They Don’t Screw it up. 3D Printing, Intellectual Property, and the Fight Over the Next Great Disruptive Technology“ (Es wird großartig, wenn sie es nicht vermasseln. 3D-Drucken, geistiges Eigentum und der Kampf um die nächste große umwälzende Technologie). Das Papier befasst sich – natürlich vorrangig aus einer US-Perspektive – mit Copyright, Trademarks und Patenten einerseits und dem Einsatz des 3D-Druckens für Erneuerung, Reparatur und Umbau von materiellen Produkten. Aus der Sicht des Autors droht in diesem Bereich der nächste große Rechtskrieg, ähnlich wie man das bei digitalen Formaten wie Musik und Filmen bereits erleben konnte. Beim 3D-Drucken geht es darum, digitale Modelle in die Materialität überzuführen. So kann man beispielsweise die 3D-Pläne für ein bestimmtes Werkzeug einfach downloaden, es ausdrucken und losarbeiten. Derartige Technologien existieren schon seit längerer Zeit und werden etwa in Architekturbüros oder Designstudios eingesetzt. Mittlerweile ist die Technologie jedoch so preisgünstig geworden, dass sie von gewöhnlichen Webusern gekauft und eingesetzt werden kann. Es gibt bereits Modelle ab 1.000 Dollar, und es gibt Open-Source-Drucker wie MakerBot und den RepRap, der seine eigenen Plastikteile selbst ausdrucken und somit zu einem großen Teil sich selbst reproduzieren kann. Die Benützer solcher Technologien können natürlich einerseits selbst beispielsweise Schmuck oder Spielzeug entwerfen und ausdrucken, dafür gibt es einfache, billige Software – sie können aber auch existierende Objekte nachbauen oder scannen und ausdrucken oder diese Objekte selbst modifizieren oder Ersatzteile für gekaufte Produkte nachdrucken und sie selbst reparieren. Und damit kommen Urheberrecht, Patentrecht und Markenschutzrecht ins Spiel. Da es sich meist um einfache Objekte handeln wird, die keine Werke im Sinne des Urheberrechts sind, ist die Gefahr hier nicht groß. Ganz anders sieht das jedoch beim Patent- und Markenschutzrecht aus. Die Technologie bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten und wird, wie das bei anderen digitalen Technologien auch der Fall war, neue Unternehmensmodelle zutage fördern. Sie wird aber auch bestehende Geschäftsmodelle in Schwierigkeiten bringen. Diese traditionellen Modelle werden versuchen, das mithilfe der Schutzrechte für geistiges Eigentum zu verhindern, die für eine ganz andere Gesellschaft und Wirtschaft aufgestellt wurden und für die neuen Herausforderungen wenig geeignet sind. Werden CAD-Fileformate in Zukunft als Piratenwerkzeuge gebrandmarkt werden?

www.publicknowledge.org/it-will-be-awesome-if-they-dont-screw-it-up
www.makerbot.com
reprap.org