2024-06-20 18:31
Studie gegen Bodenschutz
Ende 2023 erstellten Kreutzer, Fischer & Partner für die WKO, Bundesinnung Bau, eine Studie „#Flächenverbrauch: Auswirkungen der geplanten Obergrenze auf den Arbeitsmarkt, den Wohnbau und den Ausbau der Infrastruktur“ – eine Zusammenfassung ist publiziert. Ziel war es wohl, Munition gegen Instrumente für den #Bodenschutz zu liefern. Gleich zu Beginn wird festgestellt, dass Ö beim #Bodenverbrauch eh ok ist. Das ist angesichts der aktuellen Studie der Boku über den rapiden Anstieg der #Zersiedelung in Ö mutig: Der Anteil der Rasterzellen in Ö, die (teils) bebaut sind, ist 39% des Dauersiedlungsraums, also des theoretisch bebaubaren Raums – und diese Fläche muss sich die Bebauung mit der Landwirtschaft teilen. Nur 1/3 davon ist (sehr) gering zersiedelt. In der WKO-Studie werden die Flächen wohlweislich auf die Landesfläche, nicht auf den Dauersiedlungsraum bezogen. Der Beginn widmet sich vor allem verschiedenen Metaphern, wie wenig Boden verbraucht ist. Es ist z.B. nicht richtig, wie hier behauptet, dass der Flächenverbrauch eng mit dem Bevölkerungswachstum zusammenhängt: 2001–20 stieg die Flächeninanspruchnahme in Ö um 28%, die Bevölkerung um 11%. Und auch das Wirtschaftswachstum ist nicht notwendig mit hohem Flächenverbrauch verbunden, wie man in jeder größeren Stadt sehen kann. Es ist richtig, dass Ö im EU-Vergleich bei der Flächeninanspruchnahme im Mittelfeld liegt – es liegt aber (durch die Alpen) bei der nutzbaren Fläche (Dauersiedlungsraum) am Schluss, deswegen ist der Vergleich der Landesflächen fragwürdig. Besonders unglaublich: Bei der Darstellung der Folgen eines Reduktionsziels wird so getan, als würde es in Ö nicht einen enormen Baulandüberhang von ca. 25% geben, von dem ja mehr als 40% dann auch noch bebaubar sind, weil nicht landwirtschaftlich genützt, auch wenn man nur mehr 2,5 neue Hektar pro Tag neu verbraucht. Auf Basis dieser „Simulation“ wird dann behauptet, dass die Bauproduktion um 28% zurückgehen würde, so als gäbe es keine #Sanierung, #Nachverdichtung, #Leerstandsnutzung, #Umbau etc. Und: Das Flächenziel sei ein „Frontalangriff auf das #Einfamilienhaus“ (EFH), was Unsinn ist. Es ist ein Frontalangriff auf das flächenextensive, freistehende EFH, das eine Fehlentwicklung ist. Wir brauchen auch bei den EFH Nachverdichtung, Bestandsnutzung, flächensparendes Bauen. Jedes österr. Kleinstadtzentrum besteht aus EFH, aber in dichter Form, die muss man sich zum Vorbild nehmen. Heute gibt es in Ö 2,1 Mio. Whg in EFH und Zweifamilienhäusern – wenn man die gesamte Bevölkerung auf die verteilt, kämen 4 Personen auf jede! Städte bräuchten wir dann nicht mehr. Das Angebot ist also bereits riesig. Wir sollten versuchen, mehr mit dem auszukommen, was schon da ist.
https://www.kfp.at/medien/pdfs/Zusammenfassung%20-%20Folgen%20der%20Reduktion%20der%20Fl%C3%A4cheninanspruchnahme%202023.pdf