7–8/2022 Wiener Stadtklima

Die sommerliche Hitze, die dieses Jahr wieder neue Rekorde erreicht, so wie das im 21. Jahrhundert schon zur ermüdenden Normalität wurde, ist stets Anlass für journalistische Aktivität, die dann im Winter wieder vergessen ist. Das gilt insbesondere für den Stadtraum, wo ja die Hitze noch viel dramatischere Formen annimmt als am Land – Stichwort urbane Hitzeinseln. Das ist paradox, weil ja gerade die dichte, urbane Lebensform besonders emissionssparend und damit klimaschonend ist, aber darum kümmert sich das Klima halt nicht. Eine Initiative, um auf das Phänomen aufmerksam zu machen und Lösungen zu erarbeiten, war die 2019 erstellte Wiener Hitzekarte, die Hitzebelastung, Vegetation und Wasser mit dem Alter und damit der physiologischen Belastung der Bevölkerung durch Hitze kombinierte. Die größte Belastung liegt demzufolge im 3., 5., 10., 16. und 20. Bezirk. Der nächste Schritt war 2020 eine Klimaanalysekarte, die die Klimasituation Wiens darstellte: Sie beschreibt neben den Überwärmungsgebieten auch, wo kalte Luft entsteht und über welche Windschneisen sie durch die Stadt zieht, damit bei Bebauungen darauf Rücksicht genommen werden kann. Allerdings ist der zweite Teil dieses Projekts, die dringend notwendige Planungshinweiskarte, die Empfehlungen für zukünftige Bauprojekte enthalten soll, seit zwei Jahren „in Bearbeitung“. Eine aktuelle App namens Shadowmap zeigt mithilfe von 3-D-Modellen der Bebauung, welcher Schatten zu welcher Jahres- und Tageszeit in Straßen und auf Plätzen der Städte, insbesondere Wiens, zu erwarten ist. Die App gibt es fürs Handy und den Desktop, sie verwendet Open-Source-3-D-Daten sowie für Wien die genaueren 3-D-Modelle der Stadtverwaltung. In der Gratisversion zeigt sie die aktuelle Situation und jeweils einige Stunden davor und danach: Eine animierte Darstellung stellt den Schattenverlauf vom Sonnenaufgang des jeweiligen Tages bis zum Sonnenuntergang dar. In der Bezahlversion kann man beliebige Tage und Stunden auswählen, Satellitenfotos als Hintergrund verwenden, per Längen- und Breitengrad den Ort bestimmen und eine höhere Darstellungsqualität wählen. Der angenehmere Weg zu einem gesuchten Ort ist aber ohnehin die freie Suchfunktion. Ohne 3-D-Modell, dafür mit Darstellung des Sonnenverlaufs, des Schattenwurfs eines beliebig hohen Objekts und 3-D-Augmented-Reality-Darstellung der Sonnenkurve funktioniert die App Sunnytrack, die es schon seit längerer Zeit gibt.

www.wien.gv.at/stadtentwicklung/energie/hitzekarte.htmlwww.wien.gv.at/stadtentwicklung/energie/hitzekarte.html
www.wien.gv.at/stadtentwicklung/grundlagen/stadtforschung/stadtklimaanalyse.html
app.shadowmap.org
www.sunnytrack.app