4/2005 Webcams

Während in den 80er Jahren noch der Kampf um den Datenschutz tobte, ist das Thema heute eher etwas für Spezialisten und tangiert die meisten Webnutzer nur, wenn es darum, geht dass die private e-Mail-Adresse plötzlich zum beliebten Spam-Ziel wird. Auch die alltägliche Überwachung durch Videokameras im öffentlichen (und weniger öffentlichen) Raum wird von vielen eher gewünscht als abgelehnt, obwohl deren Wirksamkeit gegen Kriminalität mehr als fragwürdig ist, wie eine aktuelle englische Studie zeigt. Doch man muss gar nicht so weit suchen, um die problematischen Aspekte des Zusammenhangs zwischen Schutz der Privatsphäre und weltweiter Vernetzung von Computern, die zu diversen privaten und geschäftlichen Zwecken verwendet werden, zu entdecken: man nehme zum Beispiel Webcams, von denen allein der Hersteller Logitech bisher 25 Millionen Stück verkauft hat. Die gibt es mittlerweile nicht nur an vielen privaten Computern, sondern sie werden auch für alle möglichen Überwachungs- und Beobachtungszwecke eingesetzt, sie sind sehr leicht zu bedienen und senden einfach ihre Bilder an irgendeinen Webserver, wo diese meist unter einem Default-Namen gespeichert und auch nicht weiter geschützt werden, weil wer sollte schon Daten von einer Webcam stehlen wollen? Allerdings ist ein Webserver, den man nicht publik macht, deswegen noch lange nicht privat: Google beispielsweise findet zwar manches nicht, was man gerne hätte, aber auch vieles, worauf man verzichten könnte. Mit den Suchanfragen inurl:„view/index.shtml“ oder inurl:„axis-cgi/mjpg“ zum Beispiel findet Google tausende Stellen, an denen Bilder von Axis-Webcams abgelegt werden – das reicht von Parkplätzen bis zu Läden, vom Operationssaal einer Tierklinik bis zum Serverraum. Aber das ist nicht alles: im vergangenen Jahr machte der Wurm Rbot-GR Furore, der bei infizierten PCs die Webcam „übernimmt“, mittlerweile haben fast alle Rbot-Varianten diese Funktionalität. Anfang dieses Jahres wurde ein ähnlicher Fall bekannt – ein Trojaner wird mittels peer-to-peer-Netzwerken auf fremde Computer gespielt und erlaubt unter anderem die Steuerung der dortigen Webcam – die Funktionalität ist unter dem Namen Peeping Tom bekannt. Und der Anbieter einer Videoüberwachungssoftware nützte diese, um Personen, die deren Lizenzcode knacken, dabei zu filmen und so auszuforschen. Richtig umfassend wird die Überwachung aber wohl erst mit dem neuesten Produkt von Sony Ericsson: die Roboter-Webcam auf Rädern, die vom Handy aus via Bluetooth gesteuert wird und einen Videostream liefert…

www.homeoffice.gov.uk/rds/pdfs05/hors292.pdf

www.boingboing.net/2005/01/04/googling_unsecured_w.html
www.go1984.de
www.sonyericsson.com/rob1