10/2017 Was macht Airbnb mit der Stadt?

Airbnb ist ein typisches Exemplar der neuen, digitalen Plattformökonomie: So wie Uber keine Taxis besitzt, Foodora keine Restaurants sein Eigen nennt und auch Facebook keine Inhalte produziert, hat Airbnb kein Hotel. Es vermittelt nur Zimmer und verdient hervorragend an den Provisionen. Das ist einerseits für viele (Städte-)Touristen sehr angenehm. Die Apartments und Zimmer, die via Airbnb vermietet werden, sind oft recht günstig, teils sehr schön (teils auch nicht) und bieten ein Eintauchen in die jeweilige Stadt, das man in einem anonymen Durchschnittshotel nicht bekommt: Empfehlungen der Vermieter, vielleicht sogar persönlicher Kontakt. Die andere Seite der Medaille ist aber, dass durch diese Form der Verwertung von Wohnungen der Kosten- und Nachfragedruck in ohnehin schon überlasteten Städten stark ansteigt. Eine Airbnb-Vermietung bringt viel mehr als ein üblicher Mietvertrag, und man spart sich als Vermieter Schwierigkeiten mit lästigen Mietern und einengendem Mietrecht. Damit verteuert man aber auch das konventionelle Wohnen und reduziert dort das Angebot. Deshalb haben viele Städte mittlerweile begonnen, Airbnb strikter zu kontrollieren und einzuschränken. Zwei Websites zeigen das Ausmaß der Veränderung, das Airbnb in nur wenigen Jahren bewirkt hat. Insideairbnb sammelte öffentlich zugängliche Daten über Angebote in mehreren Städten und stellt daraus generierte Stadtpläne und Statistiken dar. So gibt es in Wien fast 8.000 angebotene Apartments oder Zimmer. Zum Vergleich: Wien besitzt etwa 66.000 Hotelzimmer und 890.000 Wohnungen. Insideairbnb zeigt die angebotenen Raumtypen, die Aktivitätsintensität in einer Stadt, die Verfügbarkeit der Angebote und wie viele Angebote einzelne Vermieter veröffentlichen. In Wien sind beispielsweise 40% der Angebote von Vermietern, die mehr als ein Zimmer oder Apartment haben. Schließlich wird für die einzelnen Zimmer geschätzt, wie oft im Jahr sie vermietet werden und welchen Umsatz der Anbieter damit macht. Eine in ihrer visuellen und akustischen Intensität noch eindrücklichere Darstellung stammt von dem Niederländer Kor Dwarshuis. Seine Visualisierungen von Amsterdam, Barcelona, Berlin, London und New York zeigen in einer Animation über die Zeit von der Airbnb-Gründung 2008 bis heute, wie viele Angebote pro Tag in einer Stadt erstmals veröffentlicht wurden. Während die Punkte in den ersten Wochen und Monate relativ beschaulich dahintröpfeln, nimmt die Blinkfrequenz bald rasant zu und steigert sich schließlich nahe der Gegenwart zu einem furiosen Stakkato.

insideairbnb.com
www.dwarshuis.com/various/airbnb