7–8/2021 Wärmestreifen

Seit einigen Jahren sind die immer öfter auftretenden, sehr heißen Sommermonate Anlass für verschiedene Formate, um die Entwicklung, das heißt vor allem Aufheizung des Klimas der Erde zu visualisieren. Prototypisch dafür stehen die Warming Stripes des englischen Klimaforschers Ed Hawkins, die bereits von 2018 stammen. Zwischen blau und rot changierende „Barcodes“, die jährlichen Durchschnittstemperaturen global oder für bestimmte Orte seit Beginn der Messgeschichte zeigen. Seine Darstellung der globalen Temperaturen von 1850 bis 2017 ist besonders eindrücklich, sie beginnt dunkelblau, wechselt nach etwa 90 Jahren zu zartblau, um dann, vor etwa 25 Jahren, sehr abrupt rot zu werden. Seine Darstellung Wiens von 1775 bis 2017 zierte vor drei Jahren die Titelseite der Wiener Zeitung: In Wien gab es im 19. und frühen 20. Jahrhundert einige warme Jahre, die sichtbar sind, aber auch hier ist der abrupte Wechsel zu rot am Ende der Skala mehr als deutlich. Jüngeren Datums ist das Klima-Analogie-Tool von Copernicus, dem Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Union. Man wählt einen beliebigen Ort auf der Welt, dann wird auf einer Weltkarte gezeigt, wie das Klima an diesem Ort sich in den kommenden 30, 50 oder 70 Jahren voraussichtlich entwickeln wird, und wie es 1990 im Vergleich zu heute war. Beispielsweise ist Wien 2050 mit der Krim heute vergleichbar, 2070 mit dem heutigen Lleida in Nordspanien und 2090 mit Shamkir in Aserbaidschan – und ähnlich wie 1990 in Wien ist es heute im Traisental in Niederösterreich. All das ausgehend von der Annahme, dass „begrenzte Gegenmaßnahmen“ gegen die Klimakrise umgesetzt werden, also aus heutiger Sicht ein realistisches, vielleicht sogar optimistisches Szenario. Ähnliche Vergleiche werden auch für keine und intensive Gegenmaßnahmen dargestellt. Drei kalifornische Klimaforscher haben jüngst ein weiteres interessantes Visualisierungswerkzeug publiziert, das die weltweiten Temperaturentwicklungen von 2004 bis 2014 mit Fokus auf den Unterschied zwischen Städten und ihrem Umland darstellt. So war Wien im Sommer 2014 nachts und tags um jeweils ca. 6 Grad Celsius wärmer als zehn Jahre vorher, während sich die Wintertemperaturen nur um etwa ein bzw. zwei Grad verändert haben. Im Vergleich: In Tulln gab es in dieser Zeit kaum Veränderungen, in Paris sieht der Sommer ähnlich aus wie in Wien, dafür wurde der Frühling noch heißer (plus 8 Grad untertags).

www.climate-lab-book.ac.uk/2018/warming-stripes
climate-analogues.climate.copernicus.eu
sabenz.users.earthengine.app/view/surface-delta-t