5/2007 Unsterbliche Daten

Daten sind heute kurzlebig: erstens haben die Speichermedien, auf denen sie aufbewahrt werden, eine begrenzte Lebensdauer, ob es sich nun um Magnetbändern, CDs, Festplatten oder Flashspeicher handelt. Bei Bibliotheken und Archiven geht man davon aus, dass digitale Daten spätestens alle fünf Jahre umkopiert werden müssen, um sie zu erhalten. Zweitens sind Daten in vielen verschiedenen Formaten vorhanden, und meist handelt es sich dabei nicht um einfache wie den ASCII-Code. Texte, Bilder, Audio und Video werden teils in offenen, oft aber in so genannten proprietären Codes gespeichert, also in solchen, deren Definition nur die entwickelnde Firma kennt und deren Lebensdauer somit von ihr abhängig ist. Neue Software-Versionen müssen also entweder „rückwärtskompatibel“ sein (z.B MS Word XP und MS Word 2007), oder sie müssen migriert werden, das heißt in ein anderes Format transferiert. Und drittens erfordert die Software, mit der Daten erstellt wurden, bestimmte Plattformen, das heißt Betriebssysteme und Hardware. So können Textverarbeitungsprogramme aus den 1990er Jahren nicht unbedingt auf heutigen PCs installiert werden. Eine gängige Strategie zur Vermeidung dieses Problems ist die Emulation, also das Simulieren einer bestimmten Plattform auf einer anderen. Dies alles führt dazu, dass Daten heute zu einem großen Teil zwar viel leichter zugänglich sind als in der Vergangenheit, als sie noch großteils gedruckt vorlagen. Andererseits sind sie aber viel kurzlebiger und ihre Erhaltung erfordert ein Vielfaches an Aufwand. Ein durchaus sinnvoller Weg ist es, Daten breit im Web zu verteilen, da zumindest eine Version davon wohl überleben wird. Große Informationstechnologie-Konzerne arbeiten schon seit längerem an möglichen Lösungen. So entwickelte IBM das Konzept des Universal Virtual Computer, also einer Maschine, die möglichst jede andere emulieren kann. Anfang 2007 wurde ein Patentantrag des Unternehmens Microsoft mit dem Titel „Immortal information storage and access platform“ publiziert, der bereits 2005 eingereicht worden war. Dabei geht es darum, bestimmte, besonders wichtige Daten möglichst unbegrenzt haltbar zu machen, indem sie mit einem physischen Objekt verbunden werden, dessen Erscheinungsbild deutlich macht, wie die enthaltene Information „gelesen“ werden kann – ein bekanntes Beispiel für einen solchen Zugang waren die goldenen Schallplatten, die in den 1970er Jahren mit den Voyager-Missionen mitgeschickt wurden. Microsoft ist noch fern jeder Realisierung. Sollte die jedoch eines Tages erreicht werden, sind – zumindest manche – Daten wieder so sicher, wie sie es zu Zeiten des Papiers bereits waren.

www.alphaworks.ibm.com/tech/uvc
www.uspto.gov/patft/index.html
seattlepi.nwsource.com/business/300636_msftimmortal22.html