1-2/2005 Türkisches Online-Architekturmuseum

Im vergangenen November startete ein Webprojekt des türkischen Bauinformationszentrums, ein Online-Museum zu historischer und zeitgenössischer türkischer Architektur unter dem Titel „Museum of Architecture“ (Mimarlık Müzesi), das sich als erster Schritt in Richtung auf ein reales türkisches Architekturmuseum versteht. Laut der Leiterin Derya Nuket Özer setzt sich das Projekt zum Ziel, nur Originalquellen zu verwenden und nur Experten für das jeweilige Thema für die Ausstellungen heranzuziehen. Ein Schwerpunkt wird darauf gelegt, Kontakte zwischen türkischer und internationaler Architektur darzustellen. Die Website wird in Englisch und Türkisch angeboten und gliedert sich in die Bereiche Galerie, Sammlung sowie einen Überblick zu aktuellen Architekturausstellungen weltweit. In der Galerie gibt es virtuelle Ausstellungen, die in 45-tägigem Rhythmus wechseln und deren Inhalt dann jeweils in den Bereich Sammlung übernommen wird, wo Informationen über Kategorien wie Personen, Gebäude, Perioden, Stile, Städte und Institutionen zugänglich sind. Aktuell, Ende Dezember 2004, werden etwa eine Ausstellung über eine der ersten türkischen Architektinnen, Cahide Tamer, sowie eine über „türkische Architektur in der republikanischen Periode“, also von 1908 bis zur Gegenwart, angeboten. Letztere enthält einen Abschnitt über „ausländische Architekten in der jungen Republik“, in dem das Wirken von Architekten wie Clemens Holzmeister, Ernst Egli, Martin Wagner, Bruno Taut und Robert Oerley in der Türkei von 1927 bis Ende der 30er Jahre kurz dargestellt ist. Diese Architekten wurden nicht nur zum Bauen in der neuen Hauptstadt Ankara herangezogen, sondern wirkten auch als Lehrer und hatten somit großen Einfluss auf die türkische Architektur des 20. Jahrhunderts. Insbesondere wird die Bedeutung der „Wiener Schule der europäischen Architektur“ hervorgehoben, die durch ihre Tendenz zum monumentalen Neoklassizismus den Repräsentationsansprüchen der jungen Republik entgegengekommen wäre. Die Bauten sind durch Beschreibungen und – leider relativ wenige – Fotografien von Gebäuden und Plänen dokumentiert, und alle Darstellungen sind durch Bibliographien ergänzt, die sich jedoch leider auf türkischsprachige Quellen beschränken. Interessant ist die Kontextualisierung dieses ausländischen Einflusses in der türkischen Architekturentwicklung. Das virtuelle Museum versucht, zum Zugangspunkt für die vorhandenen, doch weit verstreuten Sammlungen und Archive zur türkischen Architektur zu werden, und ruft demgemäß auf, dem Museum Material zur Digitalisierung zur Verfügung zu stellen.

www.archmuseum.org
www.mimarlikmuzesi.org
www.yem.net