5/2012 Tricorder – überall messen, und zwar alles

Der Tricorder war in der 60er-Jahre-Fernsehserie Star Trek ein Gerät mit über 200 Sensoren, das neben einer Vielzahl von Umgebungsdaten auch Informationen darüber liefern konnte, ob sich Menschen in der Nähe aufhalten. Seit fünf Jahren arbeitet der kanadische Neurocomputing-Wissenschaftler Peter Jansen an seinem so genannten Tricorder-Projekt: Dabei geht es darum, einfache und billige Sensoren zu konstruieren, mit denen überall auf der Welt unaufwändig eine Vielzahl von Daten erhoben werden können – unter anderem, um sie schließlich zu sammeln, zu vergleichen und zugänglich zu machen. Es handelt sich um bisher vier Prototypen, Mark I bis Mark IV, die etwas größer als ein großes, ziemlich klobig geratenes Smartphone sind und auf dem offenen Betriebssystem Linux basieren. Es geht um Einfachheit und Zugänglichkeit (von wissenschaftlicher Information), das heißt mittelfristig soll eine möglichst kostengünstige Version des Tricorders massenproduziert und vermarktet werden. Die ersten Versionen, I und II, besitzen jeweils etwa zehn Sensorentypen, mit denen atmosphärische, elektromagnetische und räumliche Daten gemessen werden können, sowie einen Screen für grafische Darstellung der Messergebnisse. Das sind dann beispielsweise Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck; aber auch GPS-Position, Distanzmessung via Ultraschall sowie Beschleunigung und Drehung; und schließlich kann man Magnetfelder, Farben, Infrarotstrahlung, Lichtpolsarisation und Helligkeit damit messen. Der Mark III sollte erstens besonders billig hergestellt werden und zweitens für Wechselsensoren ausgelegt sein, das heißt er besitzt keine fixen Messfühler, sondern verschiedene Sensorboards können eingeschoben werden. Die alten Modelle konnten somit etwas mehr als hochwertige, aber handelsübliche Smartphones; doch spätestens mit der Fähigkeit zum Sensorwechsel wird das Konzept wirklich interessant, und: hier handelt es sich generell um Open Source. Derzeit arbeitet Jansen am Mark IV, der prinzipiell massenproduzierbar sein soll. Jansens Vision ist es, dass eines Tages jeder Haushalt, jede Person mit derartigen Sensorgeräten ausgestattet ist, sodass jeder Spaziergang durch den Park oder jede Bastelstunde zuhause zu einer physikalischen, chemischen, geographischen oder wie auch immer naturwissenschaftlich angelegten Expedition werden kann. Dadurch sollen Kinder wie Erwachsene auf einfache, intuitive Weise über die „Wissenschaft des Alltagslebens“ lernen. Jansen glaubt, dass mehr Wissen zu positiver Veränderung führt. Somit geht es beim Tricorder darum, Dinge zu erfahren, die wir noch nicht wissen; und darauf aufbauend die Welt ein Stück besser zu machen.

www.tricorderproject.org