5/2003 Theban Mapping Project

Jedes Jahr werden mit dem Webby Award die besten Websites in insgesamt 30 Kategorien prämiert, und dazu gehören meist auch Projekte, die Wissenschaft allgemeinverständlich und aktuell zugänglich machen wollen. Eine solche, für den Award 2003 nominierte Website ist die des „Theban Mapping Project“, das seit 1978 von der Amerikanischen Universität in Kairo durchgeführt wird. Dabei geht es um eine möglichst komplette Sammlung von archäologischen Daten, Bildern und Plänen des Tals der Könige in Theben in einer Datenbank. Da durch die Umweltbedingungen, steigendes Grundwasser und den Massentourismus von einer begrenzten Lebensdauer der weltberühmten Grabanlagen ausgegangen werden muss, versucht man, wenigstens digital die seit Jahrhunderten dort entdeckten Objekte und gesammelten Informationen zu erhalten. Die Website des „Theban Mapping Project“ wurde vergangenes Jahr erneuert und ist nun ein hervorragendes Beispiel für inhaltsreiche, gut verständliche und hervorragend aufbereitete Wissenschaftsvermittlung. Sowohl über den „Atlas“, der eine Auswahl einzelner Grabobjekte in einem Lageplan erlaubt, als auch über ausgefeilte Suchfunktionen (nach Alter, Ausgrabungsgeschichte, Zustand, architektonischen und künstlerischen Kategorien sowie nach Stichworten) kann die opulente Materialsammlung durchstreift werden. Zu jeder Grabanlage, von Tutenchamuns Grab aus der 18. Dynastie, das Howard Carter 1922 entdeckte, bis zu dem von Ramses VII. aus der 20. Dynastie, gibt es ein Kurzvideo, in dem der Projektleiter, Kent Weeks, das Objekt erläutert. Dies wird ergänzt durch axonomtrische Plandarstellungen, umfassende Beschreibungen, Bildersammlungen und interaktive Grundrisse und Schnitte. Die meisten, sehr gut realisierten Interaktionsmöglichkeiten basieren auf Macromedias Flash-Technologie, allerdings gibt es jeden Plan auch zum selbst Ausdrucken im PDF-Format, und alle Informationen sind auch in reiner Textform zugänglich, verlinkt mit weiterführenden Quellen und einem Glossar. Ebenso kann der Off-Text jedes Videos als Transkript durchgelesen werden. Die angebotenen Informationen werden laufend ergänzt, und nicht zu unterschätzen ist die Tatsache, dass nicht allein die weit entfernte Geschichte des Pharaonenreichs dokumentiert ist, sondern ebenso die vielfältige und fragwürdige Geschichte der Ausgrabungen in Theben, von der Napoleonischen Expedition Ende des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart.

www.thebanmappingproject.com