7-8/2001 Technologie zu Hause: Können Wohnungen intelligent sein?

Es gibt zwei Extreme, zwischen denen sich die aktuellen Bilder des »Intelligent Home« bewegen: Einerseits das Haus des Dotcomguy, der 2000 ein Jahr lang rund um Uhr per Webcast beim Wohnen beobachtet werden konnte, während er mit der Außenwelt ausschließlich über das Internet kommunizierte, inklusive der Bestellung alles Lebensnotwendigen vom Essen bis zur Kleidung. Am Schluss erhielt er für diese außergewöhnliche Leistung 100.000 Dollar. Und andererseits Bill Gates’ Haus, errichtet 1997, mehr als 50 Millionen Dollar teuer und bis zum Rand vollgestopft mit der aufwändigsten Technik, die man für Geld kriegen kann. Gäste erhalten dort eine Karte, die ihre Vorlieben speichert. Der Raum, in dem man sich aufhält, wird je nach Geschmack des Besuchers mit Bildern, Musik, der idealen Luftfeuchtigkeit und Temperatur beliefert. Wenn mehrere anwesend sind, zählen die Vorlieben des Gastes mit der höchsten Priorität. Bereits vor Jahren wurden – zumindest angeblich – die ersten kommerziellen Intelligent Homes verkauft, und im Web gibt es heute eine Reihe von Sites, die sich mit der optimalen Wohnausstattung für Technikfreaks befassen. 1998 entstand an der ETH Zürich in Zusammenarbeit mit Herzog & de Meuron und der Webkunstgruppe etoy das Projekt Virtualhouse, das, angelehnt an das Raumprinzip von Videogames, ein virtuelles Haus im Internet realisierte, in dem sich Menschen in verschiedenen, zweidimensional repräsentierten »Räumen« treffen können. Aktuelle Intelligent-Home-Projekte, die allerdings alle noch nicht im Produktstadium angelangt sind, kommen zum Beispiel von Ericsson/Electrolux, der Deutschen Telekom oder Cisco. e2 Home von Ericsson/Electrolux besteht aus einem Prototypen bei Stockholm sowie dem so genannte Kitchengate-Projekt, bei dem 50 dänische Haushalte Erfahrungen mit dem berühmt-berüchtigten Internet-Kühlschrank sammeln sollen. e2 Home dient der Entwicklung von elektronische Haushaltsservices, die sich alle um vier Begriffe drehen: Food Management, Family Management, Home Management und Society Management. Die dafür angebotenen Services sind etwa der bereits erwähnte Kühlschrank, ein Familienkalender samt Video-Messaging, die steuerbaren Sicherheitseinrichtungen für das Haus und die elektronische Entertainment-Ausrüstung. Auch das Privatleben muss also heute gemanaget werden, es fragt sich nur, was geschieht, wenn die Shareholder nicht mehr mit der Geschäftsführung einverstanden sind. Das Telekom-Smart-Home ist vorrangig auf die Fernsteuerung der Haustechnik durch Telekommmunikation orientiert. Über einen Smart-Home-Server werden die hausinternen Netze mit den externen Netzen verbunden – das erste gehackte Haus wird nicht lange auf sich warten lassen. Ciscos iHome gibt es bereits in vier Ausführungen, jeweils eines in England, den USA, Australien und Singapur. Das iHome basiert auf bereits bestehender Technologie und soll deshalb sehr bald einsatzbereit sein. Das zentrale Konzept ist wieder die Steuerung des Haushaltes über das Internet mittels eines normalen Webbrowsers. Es geht um die Fernsteuerung elektronischer Geräte, die Überwachung des eigenen Hauses mittels Webcams und Alarmanlagen, und die bequeme Steuerung all dieser Dinge auch von zu Hause durch eine Fernbedienung. Ein bisschen näher am realen Einsatz sind die ersten Versuche mit Wohnhaus-internen Angeboten per Intranet, wie es etwa mit eLiving die Gewista aktuell bei den Wiener Gasometern testet. Hier werden Informationsangebote und Kommunikationsmöglichkeiten über ein breitbandiges hausinternes Netz geboten.

www.dotcomguy.com
www.usnews.com/usnews/nycu/tech/billgate/gates.htm
www.electronichouse.com
www.smarthome.com
www.homeautomationmag.com
virtualhouse.ch
www.e2-home.com
www.smarthome.de
www.ihome.com.au/html