9/2013 Stadt-Observatorium

Die beiden kommerziellen Unternehmen Esri (bekannt für die GIS-Software ArcGIS) und Radical Media sowie der „Informationsarchitekt“ Richard Saul Wurman, Initiator der TED-Konferenzen, starteten im Juli ihr gemeinsames Projekt des Urban Observatory: Eine Vielzahl von räumlichen Daten über große Städte in allen Teilen der Welt wird durch dieses System visuell vergleichbar gemacht. So kann man etwa die Verteilung von Büro- und Industrieflächen, Verkehrsströme und -intensitäten, Wohnbau- und Bevölkerungsdichten, das Alter der Bevölkerung, Freiräume oder neue Entwicklungsgebiete verschiedener Städte direkt einander gegenüber stellen. Das System existiert in zwei Versionen: einerseits in einer „immersiven“ Ausstellung mit 30 riesigen Monitoren, in der die Daten von zehn Städten parallel visualisiert sind, vom Einkommensniveau bis zur Verortung von Bildungseinrichtungen, Bibliotheken und Spitälern; und andererseits in einer online-Version, die drei frei wählbare Städte gegenüberstellt, dabei aber nur eine eingeschränkte Auswahl von Daten anbietet. Die Liste von derzeit 16 Städten (Abu Dhabi, Auckland, Chicago, Delhi, Hamburg, Johannesburg, London, Los Angeles, Mailand, New York, Paris, Rio de Janeiro, Rotterdam, Singapur, Tokio) soll erweitert werden. Städte sind aufgerufen, sich mit ihren Daten zu beteiligen. Das Projekt ist eine Chance, weil derartige Daten heute in verschiedensten Formaten, Auflösungen und Einheiten gesammelt werden, sodass die Vergleichbarkeit sehr schwer herzustellen ist. Die direkte Gegenüberstellung dieser Daten ist informativ und anregend. Allerdings kann die Form, wie das Observatorium die Daten derzeit präsentiert, zweifellos noch massiv verbessert werden, jedenfalls in der online-Version: Dabei werden die jeweils drei Städte in drei verschiedenen Maßstäben gezeigt und sind immer nur synchron skalierbar, was die Vergleichbarkeit doch stark reduziert. Und dass für internationale Daten nicht-metrische Maßeinheiten verwendet werden, ist geradezu skurril (nicht-metrische Maße verwenden heute nur mehr Burma, Liberia und die USA). Der Vorteil der Gegenüberstellung dreier Stadtkarten bringt den Nachteil mit sich, dass die einzelnen Karten viel zu klein dargestellt sind, sodass ein großer Teil der Information nicht mehr wahrnehmbar ist. Aber diesbezüglich darf man auf Weiterentwicklung hoffen und auf die Integration weiterer Städte: Aus dem deutschsprachigen Raum ist bisher nur Hamburg dabei!

www.urbanobservatory.org