5/2001 Shopping im Web

Junge Architekturbüros werden zunehmend als Shop-Planer eingesetzt, um Mode- und andere Marken mit dem Touch der Progressivität und Zukunftsorientiertheit auszustatten. Für das Image einer Marke ist jedoch die Filialarchitektur nur ein kleines Steinchen im Mosaik, und nicht unbedingt das wichtigste. Die Repräsentation in einem anderen Bereich, im Internet, kann da zusätzlich Aufschluss geben über tatsächliche Selbstbilder und gewünschte Images. Deshalb im Folgenden ein Vergleich der Webauftritte der Marken, deren jüngste Architekturprodukte in diesem Heft präsentiert werden, sowie derjenigen der Architekturproduzenten. Der Veteran unter den Jungen, Propeller Z, gestaltete im vergangenen Jahr zwei Shops für die Marke GIL, die als junger Ableger des altgedienten Labels DON GIL ebenso wie dieses seit letztem Jahr zum Palmers-Konzern gehört. GIL ist eine Neuschöpfung, das neue Propeller-Z-Design konnte also unbeeinträchtigt von etwaigen Altlasten wirken. Für GIL gibt es zwar bereits eine Website, die ebenso wie die meisten Sites in diesem Bereich nicht ohne Flash-Plug-in auskommt, sie bietet aber nach dem obligatorischen, hübschen Intro bis heute nur eine Kontaktmöglichkeit und eine Liste der Standorte. Dem gegenüber offerieren Propeller Z selbst avanciertes Webdesign, ebenfalls in Flash. Durch entsprechenden Hintergrundsound wird das Ambiente generiert, über eine zweidimensionale graphische Navigation kann man ausführliche schriftliche und bildliche Informationen zu den wichtigsten Propellerprojekten abrufen. Als Draufgabe wird ein Schnittmusterbogen als pdf-File angeboten, mit dem man drei Architekturobjekte in kleinem Massstab selber nachbasteln kann. DON GIL bietet eine überladene und ärgerliche Flash-Site, die unaktuelle Informationen enthält. Hier bleibt zu hoffen, dass das Design von awg für den neuen Shop positive Auswirkungen auch in diesem Bereich haben wird. Unter dem Titel alleswirdgut gibt es zwar einige Websites mit gleichfalls exzessivem Flash-Einsatz, das gleichnamige Architekturbüro präsentiert sich allerdings mit zwei spartanischen Seiten unter dem Titel Strategic & Optimistic Design. Über die Website von pools Auftraggeber wollen wir den Mantel des Schweigens breiten, dafür punktet pool selbst mit einer schönen, einfachen und praktikablen Seite, die ohne viel Aufwand umfassende Informationen über die bsiherigen Projekte in Wort und Bild anbietet. The Unit haben offensichtlich keine Website, und beim Auftraggeber jet2web stellt sich zumindest die Frage, was der Markenname eigentlich bezeichnet: Bis vor kurzwem war jet2web (früher A-Online) der Webbereich im Gegensatz zu Telekom, Datakom und Mobilkom. Jetzt ist jet2web die neue Dachmarke für alle Bereiche von Festnetztelefonie bis Breitband-Web-Access und steht unter dem Slogan “Erlebnis Kommunikation”. Dem entsprechend werden nun neben den Telekom-Shops jetzt jet2web Stores eröffnet, die ein multimediales Shoppingerlebnis bieten sollen, wenn auch mit den gleichen Produkten. So, wie in den Fashion-Shops zunehmend das musikalische Ambiente zum wesentlichen Aspekt wird, bieten die meisten Mode-Sites Hintergrundmusik, die zum Glück immer ausgeschaltet werden kann. Tip für die Einkaufsstress-Atmosphäre vor dem Bildschirm: Mehrere Websites und damit Soundlinien gleichzeitig laufen lassen…

www.gil-area.com
www.propellerz.at
www.dongil.at
www.mmu.ac.uk/h-ss/sis/polis/gilles/pweb1.html
pool.helma.at
www.jet2web.at