11/2017 Schätze aus dem ORF-Archiv

Dass Fernsehen nicht nur für den Augenblick interessant ist, sondern die gesendeten Programme aufbewahrt und für spätere Nutzung, ob nun wissenschaftlich, künstlerisch oder journalistisch, gesichert werden sollten, ist eine recht junge Erkenntnis. Der ORF als bald 100 Jahre bestehendes Medienunternehmen sammelt die vollständigen Sendeleitungs-Mitschnitte, also alles, was gesendet wird, inklusive Ansagen und Werbung, nicht nur einzelne Sendungen, seit 1988 vollständig. Aus der Zeit davor gibt es nur ausschnitthaftes Material. So sind von dem Medienereignis Mondlandung 1969, zu dem der ORF eine mehr als 24 Stunden lange Live-Sendung brachte, nur mehr 19 Minuten Sendungsaufnahme erhalten. Das ORF-Archiv umfasst somit vieles nicht, aber dennoch unglaublich umfangreiche und interessante Bestände, die jedoch großteils für Normalsterbliche nicht zugänglich sind. Kleine Einblicke in diese Bestände brachte in den letzten Jahren etwa die mittlerweile wieder eingestellte „Sendung ohne Namen“, die überwiegend aus ORF-Archivmaterial bestand. Ein kleiner Rest dieses Konzepts findet sich heute noch einmal wöchentlich in „Willkommen Österreich“. Seit kurzem wird mithilfe der ORF-TVthek ein winziger Teil dieser Bestände für alle online zugänglich gemacht. Anlass dafür ist das Projekt „ORF-TVthek goes school“. So gibt es mittlerweile eine kleine, aber interessante Sammlung von Einzelarchiven – zur Geschichte aller österreichischen Bundesländer, aber auch zu „großen Töchtern Österreichs“, zu Zeitzeugen, zu Nationalrats-, US-, Bundestags- und Bundespräsidentenwahlen, zur Geschichte der EU, zum Fall des Eisernen Vorhangs, zum Ersten Weltkrieg, zum Life Ball und zum Club 2. Die jüngste Erweiterung dieser Sammlung widmet sich der Geschichte Wiens und umfasst etwa 250 Sendungen und Beiträge aus dem ORF-Archiv. Dazu zählt beispielsweise ein Beitrag über die Aufklärung des Diebstahls der Saliera aus dem Kunsthistorischen Museum 2006. Material gibt es zu Themen wie Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Politik und Sport, speziell auch zu den einzelnen Bezirken und zu Kriminalfällen und etwa zu Wiener Originalen – von Waluliso bis Phettberg, von Ambros bis Prawy, oder, in der Kategorie Frauen, von Rosa Jochmann bis Margarete Schütte-Lihotzky und von Anna Sacher bis Romy Schneider. Die zwischendurch auftauchenden Einblendungen „Aus rechtlichen Gründen kann dieser Teil der Sendung im Internet leider nicht gezeigt werden“ machen deutlich, welche nicht nur technischen, sondern vor allem auch rechtlichen Probleme mit solchen Projekten verknüpft sind.

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