10/2010 Roombots

An der École Polytechnique Fédérale de Lausanne arbeitet seit wenigen Jahren unter der Leitung von Aude Billard (Mensch-Roboter-Interfaces), Pierre Dillenbourg (Lerntechnologien) and Auke Ijspeert (Bioengineering) eine Forschungsgruppe an der Entwicklung der so genannten Roombots. Roombots sind autonome, umherwandernde Möbelmodule, die sich durchs Gebäude bewegen, um einander zu finden und sich spontan zu neuen Verbundmöbeln zu organisieren, die sich dann abhängig von der Benützung weiterentwickeln. Die Möbelmodule können sich selbst zusammenbauen, selbst umbauen und selbst reparieren. Sie sind ein Spezialfall von modularen Robotern, das heißt von einfachen, autonomen Roboterelementen, die kombiniert werden können. Als Einsatzszenario dient das neue, coole Rolex Learning Center von Sanaa Architects, in dessen offenen, kaum in Räume unterteilten Flächen die Roombots Hocker, Sessel, Sofas und Tische bilden sollen, je nachdem, was die BenutzerInnen gerade benötigen – und je nachdem, wo sie es gerade benötigen. Wenn unerwünscht, verschwinden sie einfach in einer selbst gebildeten Wand oder Kiste. Um sich bewegen, koordinieren und addieren zu können, braucht jedes Modul Verbindungselemente, die zu den anderen Modulen passen, und einen dezentralen Controller. Zur Kombination sind Sensoren und Kommunikationsfähigkeiten nötig, beim Zusammenbauen sind aufeinander abgestimmte Bewegungsweisen und Interaktionsmethoden notwendig. Der Umbau von aus kombinierten Roombots bestehenden Möbeln kann mit räumlichen Transformationen in 3-D-Animationssoftware verglichen werden, allerdings mit der Einschränkung, dass die Roboter die Regeln der Physik beachten müssen: Ein bestimmter Anfangs- und Endzustand ist bekannt, die Schritte dazwischen müssen berechnet und anschließend virtuell oder, im Falle der Roombots, in der physischen Realität ausgeführt werden. In weiterer Folge sollen die Robotermodule fähig sein, nicht nur fixierte Routinen anzuwenden, sondern sich adaptiv zu verhalten, indem sie neue Bewegungsmuster lernen. Das Forschungsfeld, in dem sich dieses Projekt verortet, nennt sich Roomware: Dabei geht es darum, digitale Technologien wie Gesten- und Berührungsinterfaces, ubiquitous computing (allgegenwärtige Computer, also solche, die in alle Gegenstände und Umgebungen des Alltags integriert sind) und augmented reality (die Verknüpfung von Realität und Virtualität) mit Alltagsgegenständen zu verbinden, etwa in Tischen, Wänden, Teppichen oder Küchenmöbeln und -geräten. Unklar ist nur, wann die Roombots zum Einsatz kommen werden…

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