Raumerlebnis statt Klassenzimmer

„Raumerlebnis statt Klassenzimmer“, in: Der Standard/Album, 18.04.2009, S. A4

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Wie sieht die Schule von morgen aus? Während die Politik über neue Schulmodelle diskutiert, wird bereits an den neuen Räumen dafür gebaut. Denn die Architektur ist ein wichtiger Pädagoge.
Bis 2018 werden 1,7 Milliarden Euro für Neubau und Erneuerung der österreichischen Schulen investiert – ein Konjunkturpaket unter vielen, das laut Ministerin Schmied auch dazu beitragen soll, die Bildungsbauten neuen pädagogischen Ansprüchen anzupassen. Aber wie sehen diese aus? Geht es einfach darum, dieselben Klassenzimmer nun für 25 anstatt 30 Schüler zu planen? Für die Ganztagsbetreuung Küchen und Speisesäle zu integrieren? Oder soll moderne Schularchitektur doch mehr bedeuten?
In den einschlägigen Konzeptpapieren der österreichischen Schuldebatte ist Architektur kaum ein Thema, und in den bisherigen Schulbauprogrammen ging es bestenfalls um architektonische, nicht um funktionale Innovationen. Loris Malaguzzi, Begründer der sogenannten Reggio-Pädagogik, nannte den Raum den dritten Pädagogen, weil er seinen Einfluss auf das Lernen für entscheidend hielt. In der Fachdebatte ist die Rede von offenen Lernräumen, Lernlandschaften und Learning-Environments. Aber können solche Visionen in der Praxis der stets zu knappen Budgets auch eingelöst werden? Wenn man sich in Europa umsieht, lässt sich eine Vielzahl an Schulen mit innovativen Raumkonzepten finden, die eine pädagogische Architektur einzulösen versuchen. Das beginnt bei der traditionell kleinsten Einheit der Schule, dem Klassenzimmer.