5/2004 Photo Spots

Die Digitalisierung des Fotografierens hat zu einer gewaltigen Zunahme von Bildern geführt, wie jeder Digitalkamerabesitzer bestätigen kann. Allerdings werden nicht alle diese Bilder auch ausgedruckt. Entweder man legt am PC das persönliche Bilderarchiv an, oder man nutzt eines der zahlreichen Angebote für Onlinearchive, deren Inhalte dann per Web am Desktop oder sogar am Handy betrachtet werden können. Damit bleibt aber eine Frage ungelöst: Wie findet man in den Bergen von Files, deren Namen so ähnlich wie DSCN01991 und DCSN05643 (Digital Still Capture Number) lauten, das eine, gerade jetzt interessante Motiv? Die Möglichkeit der Beschlagwortung im Filenamen wird wohl niemand regelmäßig nützen, beim üblichen Bilderaufkommen ist das einfach zu zeitaufwändig. Als Hilfsmittel könnte die Standortbestimmung beim Fotografieren dienen, die mittels GPS-Modul in der Kamera oder bei Fotohandys über die nächsten Sendemasten realisiert werden kann. Diese Rohdaten kann beispielsweise die Softwarelösung PhotoCompas von der Stanford University verwerten: Anhand der Aufnahmezeit und des -ortes werden die Bilder benannt. Dabei werden Bilderfolgen einerseits einem Ereignis (eine Reise, ein Geburtstagsfest) zugeordnet, das natürlich irgendwie händisch bezeichnet werden muss, und andererseits einem Ort, der automatisch anhand der Position und einer hierarchischen Liste von Ortsnamen (z. B. U.S.A., around San Francisco, Berkeley, etc.) eruiert wird. Einen anderen Weg geht eine Gruppe der HP Laboratories in Palo Alto: Sie schlägt vor, Gespräche während des Betrachtens digitaler Bilder aufzunehmen, mittels einer Spracherkennungssoftware die wichtigen Schlüsselbegriffe zu identifizieren und dann den jeweiligen Fotos zuzuordnen: So kann man etwa das Bild, auf dem bestimmte Personen sichtbar sind, finden, wenn zuvor beim Betrachten über sie gesprochen wurde. Und schließlich der Zugang von Microsoft, schon etwas näher an der kommerziellen Realisierung: Der Microsoft Research Media Browser verknüpft Bilderkennung (Innen- oder Außenaufnahmen, mit oder ohne Personen, Stadt oder Land) mit händischer Annotation und mit Farberkennung zur Gruppierung anhand von Ereignissen, sodass insgesamt ein einfach durchsuchbares Archiv entsteht. Und schließlich erlaubt World Wide Media Exchange (WWMX) den Austausch von Bildarchiven via Web, wobei Microsofts Webdienstleister zur zeitlichen und örtlichen Bestimmung mit eingebunden sind, etwa der Landkartenanbieter MapPoint und der Satellitenbildanbieter Terraserver.

dbpubs.stanford.edu/pub/2004-7
www.hpl.hp.com/techreports/2004/HPL-2004-44.pdf research.microsoft.com/displayArticle.aspx?id=605