3/2012 Persönliche Daten für alle

Die zunehmende Verbreitung von mobilen Datendiensten, vor allem durch den gewaltigen Erfolg von Smartphones zwischen iPhone und Android, bietet völlig neue Möglichkeiten, individuelle Daten zu sammeln – und schließlich auch zu verknüpfen. Eine Vielfalt von Apps macht die Runde, mit denen man die eigenen sportlichen Aktivitäten, den Gewichtsverlust, die Arbeitsstunden, den Schlaf oder die Fahrtkilometer automatisch tracken kann. Vergangenes Jahr stellte sich heraus, dass iPhones automatisch die Bewegungsmuster ihrer Besitzer mitloggen, ohne dass irgendjemand unter den Betroffenen davon gewusst hätte; doch mittlerweile werden Unmengen an Daten freiwillig gesammelt und gespeichert – wie sicher diese Sammlungen sind, ist eine offene Frage. Meist sind solche Daten nicht lokal, sondern in der Cloud gespeichert, ohne dass man im Einzelnen genau wüsste, welchen nationalen Datenschutzgesetzen sie jeweils unterliegen. Die Quantified-Self-Plattform („self knowledge through numbers“), ein Zusammenschluss von Benützern und Werkzeug-Produzenten für Datentracking, hat bereits Gruppen in 50 Städten weltweit, die über eine Website kommunizieren sowie lokale Treffen und internationale Konferenzen durchführen. Google-Mitarbeiter haben PACO entwickelt, den Personal Analytics Companion, der die Möglichkeit bietet, Tracker für verschiedenste Daten am Android-Smartphone selbst zu bauen – und diese Daten nicht nur individuell zu verwenden, sondern auch zu aggregieren und daraus demographische Daten zu machen. Noch weiter gehen Lifelogger, die ohne Pause Informationen über ihr Leben aufzeichnen, etwa durch eine um den Hals gehängte Kamera, die automatisch alle paar Sekunden ein Foto schießt. Doch nicht alle können über ihre Daten so frei entscheiden. Der Medienkünstler Hasan M. Elahi berichtete vergangene Sommer auf der TED-Konferenz über seine nicht ganz so freiwillige Datensammlung: Er geriet 2002 auf irgendeine US-amerikanische Watchlist und wurde deshalb über mehrere Monate vom FBI befragt und schließlich auch 9 Lügendetektortests unterzogen – danach war das FBI zufrieden, bat ihn jedoch, es über Reisen zu informieren. Diese „freiwillige“ Information bestand anfangs in Telefonaten, später in e-Mails, und schließlich in einer Website, die ständig Elahis Standort dokumentiert und mit gewaltigen Mengen an Fotos von jedem Ort, an dem er sich aufhält, automatisch gespeist wird – sodass nicht nur das FBI, sondern jeder ständig feststellen kann, wo Elahi gerade ist und was er tut.

quantifiedself.com
www.pacoapp.com
viconrevue.com
www.elahi.umd.edu/track