11/2012 Pendeln aus der Stadt in die Suburbs

Das Silicon Valley südlich von San Francisco in Kalifornien ist Standort vieler der wichtigsten High-Tech-Unternehmen der Gegenwart, von Google, Apple, Microsoft und Facebook bis zu Adobe, eBay und Intel. Diese Unternehmen rekrutieren junge Wissensarbeiter, die zu einem großen Teil in den Städten wie San Francisco und San Jose leben statt in Suburbia, wo die Firmen selbst angesiedelt sind. Deshalb wurden von diesen Unternehmen private, von ihnen selbst betriebene Buslinien aufgebaut, die eine Vielzahl von Zusteigstellen in den Stadtzentren mit den Firmenstandorten im Valley verbinden. Dabei handelt es sich um Luxusbusse mit WLAN, Stromanschlüssen und Arbeitstischen, die in dichten Intervallen verkehren, manche der Busrouten haben eigene Mailinglisten. Google allein zum Beispiel fährt über 150 Routen pro Tag (nur in San Francisco). Die Datenvisualisierer Stamen Design entwickelten im Auftrag der Kunst-und-Technologie-Biennale Zero1 eine Karte dieser Busrouten, die die Wege, Intervalle und Firmen sichtbar macht – das Design ähnelt bekannten U-Bahn-Karten großer Städte. Um die Visualisierung zu vereinfachen, wurden einander nahe liegende Haltepunkte zusammengefasst. Die Fahrten sollen etwa ein Drittel des Personentransportvolumens der Lokalbahn Caltrain ausmachen. Die meisten Fahrten gehen auf Googles Konto, gefolgt von Apple, die anderen dargestellten Firmen (Facebook, Yahoo, Electronic Arts und eBay) bieten vergleichsweise wenige Touren. Zur Erhebung dieses privaten, auf viele Betreiber aufgesplitterten, nirgends öffentlich dokumentierten „Netzes“ wurden bekannte Haltestellen beobachtet und die Frequenzen, Firmen und Personenzahlen dokumentiert. Dazu kamen ein paar halboffizielle Quellen, doch damit war das gesamte Ausmaß des „Netzes“ nicht zu überblicken. Stamen engagierten Fahrradboten, die den Bussen folgten und ihre Routen und Ziele dokumentierten – und zwar mithilfe des selbstentwickelten Tools Fieldpapers. Damit kann von einem beliebigen Ort auf der Welt eine Papierkarte ausgedruckt werden, in die man vor Ort händisch Eintragungen macht, um schließlich die so produzierten Karte zu scannen und upzuloaden, damit sie vom System automatisch an der richtigen Stelle eingefügt wird. Anschließend lassen sich die so in der digitalen Karte verorteten Notizen ebenfalls digitalisieren. Dieses Werkzeug ist eine Weiterentwicklung des Tools Walkingpapers von OpenStreetMap, das dazu dient, im Open-Source-Verfahren digitale Karten mit Detailinformation anzureichern.

stamen.com/zero1
fieldpapers.org
walkingpapers.org
www.openstreetmap.org