3/2015 Papierhäuser

Open Source als Prinzip wird auch in der Architektur schon seit langem diskutiert, auch wenn völlig unklar ist, wie das gerade in dieser Branche, die fast ausschließlich auf „one of a kind“-Projekten basiert, funktionieren soll. Interessant finden Architekten das auch weniger wegen des Prinzips kollektiver Gratisarbeit als aufgrund der partizipativen Möglichkeiten, die dahinter stecken: Welche Potenziale bieten „offene“ Methoden der Architektur und des Städtebaus, die nicht nur darauf basieren, von Nutzern zu erfahren, welche Bedürfnisse sie haben, sondern die die zukünftigen User direkt am Planen beteiligen wollen? Bereits seit 2011 gibt es die Wikihouse-Community mit Standorten in vielen Ländern auf fast allen Kontinenten. Die Wikihouse-Methode basiert auf Creative-Commons-lizensierten Plänen, die man selber bearbeiten und dann mithilfe von CNC-Maschinen aus Schichtholz fertigen kann. Die Bauteile lassen sich schließlich von ungelernten Personen zusammensetzen. Ein neuer Akteur im Feld ist Paperhouses, gegründet von der Architektin Joana Pacheco. Paperhouses setzt auf die paradoxe Verbindung von Open Source mit international renommierten Architekturbüros. Derzeit sind 13 Büros dabei, von Aires Mateus über Tatiana Bilbao bis Florian Busch. Jedes Büro bietet einen eigenen Entwurf zum freien Download an, die Pläne können von Interessierten bearbeitet, adaptiert und frei verwendet werden. Das Interessante dabei ist sicherlich die Frage der Vielfalt und Einheit, der „Familienähnlichkeit“ zwischen solchen veränderten und an jeweils spezifische Situationen angepassten Gebäuden. So entstünde eine Mischung zwischen der subjektiven, starken Handschrift der Autoren-Architekten und dem generischen Bauen des Fertighaus-Business. Das Grundproblem ist jedoch das gleiche wie bei Wikihouse: Das Prinzip Open Source bleibt auf Einfamilienhäuser beschränkt, die noch dazu wohl relativ großzügige Grundstücke brauchen, um ohne allzu massive Anpassungen verwendet werden zu können. Und: Wer fähig ist, einen „neutralen“ Entwurf sinnvoll an bestimmte Rahmenbedingungen anzupassen, kann wohl auch ein ganzes Haus entwerfen, dass dann vermutlich noch viel besser für die konkrete Situation geeignet ist, auch wenn es möglicherweise nicht der globalen Ästhetik der Paperhouses-Architekten folgt. Eine sinnvolle Übertragung des Open-Source-Prinzips aus dem Softwarebereich in die Architektur ist damit wohl noch nicht geschafft. Aber das Thema bleibt interessant genug für Weiterentwicklungen…

www.wikihouse.cc

www.paperhouses.co